Laut dem russischen Verteidigungsministerium wurde die Hauptstadt mit acht unbemannten Flugobjekten attackiert, die alle zerstört worden seien. Verantwortlich für den Angriff sei die Ukraine. Der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak, wies eine Verwicklung seines Landes zurück, zeigte sich aber erfreut über die Angriffe.

Sie galten nach Angaben eines hochrangigen russischen Politikers auch einem Moskauer Nobel-Vorort, in dem eine Residenz von Präsident Wladimir Putin liegt. Sein Sprecher erklärte, der Präsident arbeite derzeit im Kreml im Zentrum von Moskau. Derweil griff das russische Militär die ukrainische Hauptstadt Kiew zum dritten Mal binnen 24 Stunden an. Dabei gab es laut den Behörden eine Tote und elf Verletzte.

Die Moskauer Behörden meldeten nach dem Drohnenangriff auf die Hauptstadt zwei Verletzte und leichte Schäden an Gebäuden. In russischen Medien schwankten die Angaben zur Zahl der Drohnen zwischen vier und über 25. Das Verteidigungsministerium erklärte, fünf ukrainische Drohnen seien elektronisch abgelenkt und drei weitere zerstört worden.

Drei Drohnen seien über Teilen des exklusiven Vororts Rubljowka abgeschossen worden, sagte Alexander Chinschtein, Abgeordneter der Regierungspartei Einiges Russland. Eine der betroffenen Wohngegenden liege nur zehn Minuten von Putins Residenz Nowo-Ogarjowo entfernt. Rubljowka ist ein Zusammenschluss gut gesicherter Wohngegenden im Westen Moskaus. Auch Ex-Präsident Dmitri Medwedew und Ministerpräsident Michail Mischustin sowie viele reiche Geschäftsleute sollen Berichten zufolge dort Anwesen haben.

Präsident Putin erklärte, der Drohnenangriff habe sich gegen zivile Ziele gerichtet. Die Luftabwehr der Hauptstadt werde verstärkt. Das russische Außenministerium erklärte, es behalte sich als Reaktion auf die Attacke die "härtesten möglichen Maßnahmen" vor. "Die Zusicherungen von NATO-Vertretern, dass das Kiewer Regime keine Angriffe auf russisches Territorium durchführen wird, erweisen sich als völlig heuchlerisch."

Die Regierung in Kiew hat bisher keine Angriffe innerhalb Russlands bestätigt - auch nicht, als vor knapp vier Wochen zwei Drohnen über dem Kreml explodierten. Einem Bericht der "New York Times" zufolge halten US-Geheimdienste eine Verwicklung der Ukraine für möglich.

Selenskys Berater Podoljak sagte zu den Angriffen am Dienstag, selbstverständlich freue er sich darüber. "Aber natürlich haben wir damit nichts direkt zu tun", fügte er in einer YouTube-Sendung hinzu. Beim Generalstab der ukrainischen Armee blieb eine Bitte der Nachrichtenagentur Reuters um Stellungnahme zunächst unbeantwortet.

Videoaufnahmen in den sozialen Medien zeigten offenbar den Abschuss einer Drohne. Es war zu sehen, wie Rauchwolken über der Moskauer Skyline aufstiegen. Bewohner Moskaus berichteten von lauten Knallgeräuschen in den frühen Morgenstunden, gefolgt von Benzingeruch. Russischen Medien zufolge gab es Schäden in der Nähe des Lenin-Prospekt und unweit des Wnukowo-Flughafens.

Aufruf zur Einheit in Russland

In der russischen Politik wurden angesichts der Vorfälle zur Einheit aufgerufen. Der russische Abgeordnete Maxim Iwanow sprach von dem schwersten Angriff auf Moskau seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Bürger könnten die "neue Realität" nicht ignorieren. "Entweder ihr besiegt den Feind gemeinsam mit unserem Vaterland, oder die unauslöschliche Schande der Feigheit, der Kollaboration und des Verrats wird über eure Familie kommen."

Russland war am 24. Februar 2022 in die benachbarte Ex-Sowjetrepublik einmarschiert und hat das Vorgehen als Sondereinsatz gegen als gefährlich eingestufte Nationalisten bezeichnet. Die Ukraine und ihre Verbündeten sprechen dagegen von einem russischen Angriffskrieg. Bisher gibt es kaum Anzeichen für die Chance auf Frieden.

Russland wirft dem Westen vor, mit seinen Waffenlieferungen an die Ukraine den Konflikt weiter anzuheizen. Wiederholt hat die russische Führung direkt oder indirekt den Einsatz von Atomwaffen ins Gespräch gebracht.

Die deutsche Regierung reagierte verhalten auf die Sorgen vor einer Eskalation nach dem Drohnenangriff auf Moskau. "An Spekulationen über mögliche weitere Entwicklungen beteiligen wir uns grundsätzlich nicht", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Die deutsche Position sei klar: Russland müsse seine Truppen unverzüglich, vollständig und bedingungslos abziehen.

In Berliner Regierungskreisen hiess es zudem, dass am Ende niemand wisse, ob Putin wirklich eskalieren werde. Als kritischer Moment wird dabei weniger der Drohnenangriff als vielmehr ein Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive angesehen.

"Wenn Putin dann nervös wird, müssen wir alle Bemühungen verstärken, um deutlich zu machen, dass er beziehungsweise die russische Führung nicht überreagieren sollte", heißt es. Jetzt zeige sich, wie wichtig es gewesen sei, dass Kanzler Olaf Scholz China zu einer klaren Warnung gedrängt habe, den Einsatz von Atomwaffen für inakzeptabel zu erklären. Man übe keinen Druck auf die Ukraine aus. Es gebe nur die klare Zusage Kiews, dass keine gelieferten deutschen Waffen für Angriffe in Russland eingesetzt werden.

(Reuters)