Nach einer einmonatigen Unterbrechung hat der russische Aktienmarkt am heutigen Donnerstag teilweise wieder geöffnet. Angesichts des Umstands, dass Ausländern Verkaufsorders untersagt sind, schnellte der MOEX Russia Index zeitweise knapp 12 Prozent hoch. Vor der Handelsunterbrechung hatte er im bisherigen Jahresverlauf 35 Prozent nachgegeben. Zu den grössten Gewinnern zählten Energiewerte wie Lukoil (+16,8 Prozent) und Gazprom (+16 Prozent). Für die Aktie der Fluggesellschaft Aeroflot ging es 10 Prozent bergab.
Allerdings zeigt die Rally ein falsches Bild: Gehandelt werden durften nur 33 Wertpapiere für einen begrenzten Zeitraum. Leerverkäufe waren verboten. Die Zentralbank hatte nach den Turbulenzen an den Finanzmärkten nach dem Einmarsch russischer Soldaten in der Ukraine den Handel ausgesetzt.
Zudem hatte Russlands Zentralbank es Wertpapierhändlern schon im Februar untersagt, russische Wertpapiere im Besitz von Ausländern zu verkaufen. Mit den Schritten sollen am Aktienmarkt die Folgen der westlichen Sanktionen gegen das Land eingedämmt und weitere, grössere Turbulenzen vermieden werden.
"Angesichts der Beschränkungen für ausländische Verkäufe und Repatriierungen ist dies kein funktionierender Markt im Sinne einer effizienten Preisfindung, da Ausländer den Streubesitz des Marktes dominieren", erklärte Hasnain Malik, Stratege bei Tellimer in Dubai. "Der einzige fundamentale Faktor, der sich während der Aussetzung des Aktienmarktes verbessert hat, ist die teilweise Erholung der Währung, da Russland versucht, den Öl- und Gashandel auf Rubel umzustellen".
Der Handel an der russischen Börse war gestoppt worden, nachdem der Moex Russia kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar um fast die Hälfte eingebrochen war. Investoren hatten versucht, so viel Geld wie möglich abzuziehen und in Sicherheit zu bringen. Aktien russischer Unternehmen wurden seither aus wichtigen, weltweiten börsengehandelten Indexfonds gestrichen.
Der russische Rubel blieb auf Erholungskurs. Der Dollar notierte zur russischen Währung mehr als zwei Prozent schwächer bei 95,65 Rubel. Russlands Präsident Wladimir Putins Ankündigung, dass bei Exporten von russischem Gas in "unfreundliche" Staaten demnächst nur noch Zahlungen in Rubel erlaubt sein werden, hatte die Anleger am Mittwoch überrascht und den Rubel aufwerten lassen. Zu Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine war die Devise auf ein Rekordtief gefallen.
(cash/Reuters/Bloomberg)