Insgesamt beliefen sich die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen in 2022 auf rund 120 Milliarden Dollar (112 Milliarden Euro), wovon etwa 90 Prozent wetterbedingt war, wie aus am Dienstag veröffentlichten Branchendaten der Munich Re hervorgeht. Der Rest entfiel beispielsweise auf Erdbeben. Die Gesamtschäden, also unter Berücksichtigung auch nicht-versicherter Vorfälle, bezifferte das Unternehmen auf 270 Milliarden Dollar.

Vor 2005, als Hurrikan Katrina in den USA wütete, lagen die versicherten Naturkatastrophen-Schäden inflationsbereinigt nie über 50 Milliarden Dollar im Jahr, wie die Aufzeichnungen der Munich Re zeigen.

"Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Klimawandel die Naturkatastrophen-Bilanz treibt", erklärte Ernst Rauch, Chef-Klimatologe der Munich Re, in einem Interview mit Bloomberg News. "Versicherte Schäden von mehr als 100 Milliarden Dollar im Jahr sind das New Normal. Wir werden dieses Niveau in Zukunft wahrscheinlich öfter sehen."

Rauch beobachtet darüber hinaus grosse Sprünge bei den Schadenshöhen aus Einzelereignissen. Oft würden alte Höchstwerte nicht etwa um 20 Prozent oder 30 Prozent übertroffen, sondern sogar gleich um den Faktor 2, 3 oder 4. Das zeige sich auch beim Hochwasser im Südosten von Australien. Der alte Rekord für Überschwemmungen in dieser Region stamme aus 2011 und habe bei nur 1,8 Milliarden Dollar Dollar gelegen.

Positiver Effekt steigender Zinsen erst später

Die erneut hohen Schäden treffen die Versicherer in einer Zeit grosser Teuerung, während ihre Kapitalbasis durch die steigenden Zinsen schrumpft. Der positive Effekt höherer Zinsen auf die Kapitalanlagen wird sich dagegen erst mit der Zeit einstellen.

Versicherer können auf das New Normal reagieren, indem sie ihre Preise oder das Produktdesign anpassen, oder aber sich ganz zurückziehen. "Letzteres ist nicht die Strategie für Munich Re", sagte Rauch weiter. "Wir wollen unser Rückversicherungsgeschäft im Bereich der Naturkastrophen weiter ausbauen. Voraussetzung dafür ist aber, dass wir entsprechende Prämien am Markt durchsetzen können."

(Bloomberg)