Ein chaotischer No-Deal-Brexit ist jüngst etwas unwahrscheinlicher geworden. Auch im Handelsstreit ist eine gewisse Annäherung zwischen den verstrittenen Parteien USA und China spürbar. Anfang Oktober soll es zu einem Treffen zwischen Trump und Jinping kommen.

Das beruhigt die Finanzmärkte. Zyklische Aktien sind dieser Tage plötzlich wieder gefragt und sichere Häfen werden weniger angesteuert. Das macht sich auch in einem sinkenden Goldpreis bemerkbar: Innerhalb einer Woche verbilligte sich das Edelmetall um 3,6 Prozent auf aktuell 1491 Dollar pro Unze. Noch Anfang September kletterte Gold auf ein neues Sechsjahreshoch.

Kommen nun schlechte Zeiten auf Goldliebhaber zu? Nein, meint die US-Bank Citigroup. "Womöglich wird der Goldpreis in den nächsten ein oder zwei Jahren neue zyklische Höchststände erreichen und die 2000-Dollar-Marke durchbrechen", schreiben Analysten der Bank am Dienstag. Das bisherige Rekordhoch beim Gold liegt bei 1921 Dollar und datiert aus dem Jahr 2011.

Kursentwicklung Goldpreis in den letzten 10 Jahren, Quelle: cash.ch

Der Grund für die bullishe Prognose bei Citigroup: Man sieht zunehmende Risiken einer globalen Rezession. "Derzeit ist die Wachstumsstory in den USA zwar noch intakt, wir bleiben aber besorgt aufgrund der Marktsignale", steht in einem Kommentar der Bank. Erwähnt werden etwa die inverse Zinskurve in den USA - mit dreimonatigen Treasuries, die mehr rentieren als zehnjährige - und Frühindikatoren, die sich so schnell abschwächen würden, wie seit der grossen Rezession vor zehn Jahren nicht mehr.

Darüber hinaus rechnet die US-Bank auch damit, dass die US-Notenbank aufgrund der schlechteren Wirtschaft ihre Zinsen bis auf null herunterfahren muss. Derzeit liegt der US-Leitzins bei 2 bis 2,25 Prozent, im Juli kam es zur ersten Zinssenkung im aktuellen Zyklus. Marktbeobachter rechnen am 18. September mit einer weiteren Senkung um 25 Basispunkte.

Nicht nur ein raues Wirtschaftsumfeld, auch tiefere Zinsen kommen dem Goldpreis entgegen. Denn: Andere Anlagen wie etwa Obligationen, die als Goldersatz angesehen werden können, werden bei tiefen Zinssätzen weniger attraktiv.

Citigroup steht übrigens mit dieser gewagten Goldprognose nicht alleine da. Gemäss Bloomberg rechnet auch der Fondsmanager Ned Naylor-Leyland von Merian Global Investors aus London mit deutlich steigenden Goldpreisen, da die sich abzeichnende expansivere Geldpolitik der Notenbanken Gold-Zuflüsse bescheren würden.