Die UBS ist mit einer Star-Besetzung am World Economic Forum vertreten. Am Weltwirtschaftstreffen, das in dieser Woche in Davos stattfindet, nimmt neben CEO Sergio Ermotti auch VR-Präsident Colm Kelleher teil. Aber auch Suni Hardford, Leiterin des Asset Management, Rob Karofsky, Chef der Investmentbank oder Vermögensverwaltungschef Iqbal Khan sind vor Ort.

Die UBS-Leute blicken auf ein erfolgreiches Jahr «ihrer» Aktie zurück. Von 17,2 Franken ging es 2023 um 52 Prozent auf 26,1 Franken hoch. Im Juni 2023 hat die UBS die Credit Suisse übernommen. Diese war davor tief in eine Krise geraten und wurde mit einem staatlich verordneten Zwangsverkauf vor dem Kollaps gerettet. Im neuen Jahr zeigt die UBS-Aktie noch eine leichte Kursschwäche.

Für Vontobel-Bankexperte Andreas Venditti hat sich die UBS unter anderem deswegen gut entwickelt, da auch nach eingehender Prüfung der CS-BIlanz keine unerwarteten Grossrisiken aufgetaucht sind. Trotzdem stehe die UBS erst am Anfang einer komplexen, mehrjährigen Integrationsphase.

«Die Aktie ging richtig ab, sobald die UBS sich vom staatlichen Schutz lossagte», sagt auch Michael Klien, Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Der übernommene CS-Patient habe sich stabilisiert, was im Preis abdiskontiert sei. Die Phase der Integration werde aber relativ viele Reibungen verursachen. Zwar hat die UBS vor 25 Jahren etwas Ähnliches in einer Grossfusion - SBG mit SBV - vollzogen, «aber eine Reduktion der Anzahl Mitarbeiter, die rechtliche Fusion und die IT-Integration kosten eine Menge Geld».

Eine Aufgabe, die insbesondere auch die Führungsetage fordert: In der Öffentlichkeit ist vor allem CEO Sergio Ermotti als starker Mann präsent. Doch auch der Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher macht eine gute Figur. «Er hat einen guten Ruf und kommt bei den Investoren sehr gut an», so Klien von der ZKB. Seine Vorgängerbank sei die Blaupause, was die UBS eigentlich auch erreichen wolle. «Die UBS will auch bewertungstechnisch so positioniert sein wie eine Morgan Stanley

Doch wie schnell gelingt die Integration der CS und die Umwandlung in eine Morgan Stanley 2.0? Und mit welcher Kursentwicklung können Anleger in der nächsten Zeit rechnen? Die Leitzinsen werden wohl 2024 in der Tendenz zurückgehen, was für Banken wegen dem Zinsgeschäft tendenziell negativ ist. Doch das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft dominiert die Erfolgsrechnung der UBS. «Das Zinsgeschäft ist deshalb etwas weniger bedeutend im Vergleich zu einer typischen Kantonalbank oder einer europäischen Bank», argumentiert Venditti.

Aktie 2026 bei 40 Franken?

Die UBS hat aggressive Ziele gesetzt und mit den Zahlen Anfang Februar könnte es neue Fantasie geben: «Auch Verkäufe von Geschäftsbereichen könnten kommuniziert werden, was dank positiver Erlöse wohl den Kurs antreiben würde», sagt Klien von der ZKB. Die Positionierung der ganzen Bank habe sich durch die Übernahme stark verbessert. «Der faire Wert der UBS-Aktie dürfte 2026 zwischen 35 und 40 Franken liegen.»

Die von Bloomberg befragten Analysten sehen den UBS-Titel auf Jahressicht immerhin 7 Prozent höher. Dabei stehen vierzehn «buys», neun «holds» und vier «sells» gegenüber. Zudem wurde für das Jahr 2022 eine Dividende von 0,55 Dollar bezahlt, wobei die UBS von 2014 bis 2022 jährlich eine Dividende von durchschnittlich 0,61 Dollar pro Namenaktie ausgeschüttet hatte (Zahl ist um allfällige Kapitalveränderungen bereinigt). Für das laufende Jahr erwarten Analysten im Schnitt eine Dividende von 0,57 Dollar.

Dank tieferen Einschnitten bei der Kapitalmarktsparte der übernommenen CS sowie einer schnelleren Freisetzung von Risikokapital zusammen mit weiteren Kostensenkungen könnte laut Analysten die UBS auch mit Aktienrückkäufe positiv überraschen. 

Risiken bleiben bestehen

Die Zahlenvorgabe der US-Grossbanken lässt derweil noch keine klare Tendenz bezüglich des vierten Quartals bei der UBS erahnen: So bescherten die stark gestiegenen Zinsen der Grossbank JPMorgan 2023 den höchsten Gewinn ihrer Geschichte. Zudem überraschte das Ziel für den Zinsüberschuss positiv. Bei der Bank of America hingegen enttäuschten die Handelserträge. Sicher ist hingegen, dass die UBS gegenüber den US-Banken eher günstig erscheint, gegenüber den europäischen Pendants eher teuer. 

«Wenn alles nach Plan läuft und UBS ihre mittelfristigen Ziele erreichen wird, sollte die Bewertung der Aktie weiter steigen», gibt sich derweil Venditti optimistisch. Das grösste Risiko bestehe schlussendlich in einem Scheitern der Integration.

Gleichwohl erachten einzelne Analysten das Papier gerade angesichts der Risiken, welche die CS-Integration darstellten, nach wie vor als teuer oder spekulieren darüber, dass das Management auch die wachsende Begeisterung für die Ertragsentwicklung zurückzufahren versuche.

Und das Altlastenproblem ist auch noch nicht vom Tisch: «Falls bei der CS noch etwas auftaucht, was man nicht erwartet hat, könnte dies den Kurs belasten», prognostiziert Klien. Die UBS hat ja eine spezielle Einheit gebildet, um solche Problembereiche auszulagern. Klien erwartet, dass noch «etwas» auftaucht. 

ManuelBoeck
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