Die Aktien von Meyer Burger verlieren am Freitag 3 Prozent auf 0,2002 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 0,1 Prozent tiefer steht. Der Titel des Solarmodulherstellers hat seit Jahresbeginn 61 Prozent verloren.
Der letzte starke Absacker erfolgte am Donnerstag, als die Aktien von Meyer Burger knapp 16 Prozent in die Tiefe rasselten. CEO Gunter Erfurt sagte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die Solarindustrie aufgrund der unsicheren Haushaltslage in Deutschland bedroht sei. Er liess weiter verlautbaren, dass die Finanzierungsprobleme des Landes "die Saat für eine neue europäische Solarindustrie austrocknen könnten." Etwa 60 Milliarden Euro, die während der Pandemie versprochen wurden, könnten nicht in den Klima- und Transformationsfonds fliessen, argumentierte er.
Meyer Burger konnte Mitte August mit den Halbjahreszahlen erfreulicherweise mit einer Produktion von über 300 Megawatt an Solarmodulen einen Umsatzanstieg auf 97 Millionen Franken vermelden. Geprägt war das erste Halbjahr aber von einer herausfordernden Marktsituation, Abschreibungen und Kosten für den Hochlauf der Produktion in Deutschland und den Ausbau der Anlage in den USA.
Dies machte sich in der Endabrechnung bemerkbar: Unter dem Strich steht für das Halbjahr 2023 ein Verlust von 64,8 Millionen Franken - deutlich mehr als im Vorjahressemester, als der Fehlbetrag 41,0 Millionen betragen hatte. Seit mehr als zehn Jahren dominiert die Farbe Rot die Bilanz. Und mit solchen Aussagen von CEO Erfurt entsteht der Anschein, dass dieser Zustand weiter bestehen könnte.
"Eventuell kann Thanksgiving ein Faktor gewesen sein, da die lokalen Akteure meiner Meinung nach skeptischer sind als angelsächsische Pandents. Ohne deren Support finde ich es nicht verwunderlich, dass Meyer Burger weniger Halt hat", relativiert Eugen Perger, Leiter Aktienanalyse bei Research Partners, gegenüber cash.ch den Kurssturz. "Ich denke, dass hier in der Schweiz skeptische Stimmen vorherrschen. Wir sehen viel Zurückhaltung bei vielen Titeln, die im Zusammenhang mit alternativen Energie stehen. Das gilt auch für Akteure im Bereich Windenergie."
Die Kursschwäche bei Meyer Burger steht der gleichzeitig grosser Beliebtheit bei den Analysten gegenüber. Acht der zwölf von Bloomberg befragten Analysten empfehlen den Titel zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt dabei bei 0,67 Franken, 219 Prozent über dem aktuellen Niveau. Perger von Research Partners ist mit 0,3 Franken und einem “Hold”-Rating der vorsichtigste Akteur.
5 Kommentare
Genau dieser Meinung pflichte ich bei!
Roger B
Unternehmen wie Meyer Burger welche nur überleben können dank Subventionen, sind eine sehr grosse Gefahr für eine gut funktionierende, freie Marktwirtschaft.
Sie behindern ihre eigene Innovationskraft, indem sie fett und träge werden, weil das gratis Geld wie von alleine fliesst.
Es ist zu hoffen, dass Meyer Burger unabhängiger wird von Subventionen.
Ansonsten haben die aus meiner Sicht nichts mehr zu suchen an den internationalen Kapitalmärkten und gehören von der Börse delisted.
Der Short of Float bei Meyer Burger ist annähernd 20% bei einer 88%gen Utilization. Die Shortseller geben hier die letzten Prozente um beim 50 Mio Volumen von Donnerstag und 25 Mio Volumen von Freitag den Deckel drauf zu halten. Wenn das Volumen so weiter geht im Laufe der Woche und auch nur der Hauch eines bullishen Kicks aufgrund einer Subventionsfreigabe oder einer Importbeschränkung chinesischer Solarmodule aufkommt, werden sie zum Covering gezwungen, was wiederum bullish wirkt. Sie pokern momentan darauf, dass sie bei sinkendem Volumen peut-a-peut Aktien zurückkaufen können. Sollten aus Meyer Burger selbst Nachrichten kommen, dass der Cash-Bestand noch für längere Zeit reichen wird, hätte das den gleichen bullishen Effekt. Die anberaumte Hauptversammlung und Q4-Quartalszahlen am 14.03.2024 könnten eine böse Überraschung für die Leerverkäufer werden. Spätestens wenn der USA-Umsatz für 2024 am 22.3.2025 bekanntgegeben wird (estimated 600 Millionen Dollar als drittgrößter Modulhersteller der USA) werden wieder Kaufempfehlungen folgen. Darüberhinaus werden sich die Meldungen über große Qualitätsprobleme bei den chinesischen Wrchselrichtern mehren und es wird ein Umdenken bei der Käuferschaft stattfinden, wenn es keine Lösungen gibt, die billigen Balkonkraftwerke reparieren zu lassen. Meyer Burger fehlen kleine selbstständige Filialen bei denen man Serviceleistungen zu den hauseigenenen Modulen als Franchise mit ausgebildeten Elektrikern anbietet. Alles in Allem wird Meyer Burger diese Zeit aufgrund der enormen Innovationskraft (Solarmodule in Dachziegeln) überstehen.
Die Äusserungen Erfurts können taktischer Natur sein um die EU-Kommission aufzurütteln etwas gegen die Billigmarktschwemme aus China zu tun. Wenn nicht ist die Aussage dumm und gegen die eigenen Aktionäre.
Man darf darüberhinaus nicht vergessen, dass schon viele Herstellungskosten aufgrund voller Lagerbestände hinter Meyer Burger liegen und die Inflation wird ihr übriges tun, um diese lukrativer als in der Vergangenheit zu verkaufen.