Die Nestlé-Aktie kann am Donnerstag anfängliche Kursverluste abschütteln. Nach einem Rücksetzer auf 115,44 Franken gewinnt das Schwergewicht zur Stunde sogar 0,1 Prozent auf 117,42 Franken.

Zwar war es dem Nahrungsmittelkonzern aus Vevey auch im vierten Quartal möglich, die Absatzpreise um gut 3 Prozent zu steigern. Allerdings konnten die Preisanpassungen nicht mit den steigenden Herstellkosten mithalten. Entsprechende Spuren finden sich im Jahresergebnis, liegt der operative Jahresgewinn (EBIT) mit 15,12 Milliarden Franken trotz eines deutlich höher als erwartet ausgefallenen Umsatzes doch geringfügig hinter den Schätzungen der Analysten zurück.

Und auch die Vorgaben fürs neue Jahr wissen die Vorbehalte rund um die steigenden Herstellkosten nicht zu zerstreuen. Das Unternehmen stellt den Aktionärinnen und Aktionären ein organisches Umsatzwachstum von rund 5 Prozent bei einer operativen Marge (EBIT) zwischen 17 und 17,5 Prozent in Aussicht. Gerade bei der operativen Marge waren Experten bis zuletzt von einer im Jahresvergleich stabilen Entwicklung ausgegangen (letztes Jahr: 17,4 Prozent).

Aktie weiterhin ein Liebling der Analysten

Noch ist unklar, ob und in welchem Umfang die Banken bei ihren Schätzungen den Korrekturstift ansetzen. Die nächsten Tage werden es zeigen.

Gut möglich, dass diese Anpassungen auch Folgen für die Anlageurteile und Kursziele haben. Denn momentan gibt es kaum eine Bank, die die Nestlé-Aktie ihrer Kundschaft gegenüber nicht zum Kauf anpreist. Banken wie Vontobel, die Zürcher Kantonalbank oder die UBS veranschlagen dabei sogar Kursziele von bis zu 140 Franken.

Dem SMI-Schwergewicht half diese geballte Ladung an Liebesbekundungen in den letzten Wochen jedoch nicht. Nach einem Vorstoss auf ein neues Rekordhoch bei knapp 130 Franken in den ersten Januar-Tagen, ist der Kurs der Nestlé-Aktie zuletzt in die Nähe von 117 Franken zurückgefallen. Seit Jahresbeginn errechnet sich damit ein Minus von ziemlich genau 8 Prozent.

Sind die Jahresvorgaben überhaupt realistisch?

Stifel zeigt sich geradezu beeindruckt vom starken Umsatzwachstum im Schlussquartal. Einzig von den Margen habe man sich rückblickend etwas mehr erhofft, wie der US-Broker weiter schreibt. Seines Erachtens könnten die Margenvorgaben fürs neue Jahr an der Börse ebenfalls durchfallen. Auf mittlere bis längere Sicht bleibt Stifel jedoch zuversichtlich und stuft die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von immerhin 130 Franken ein.

Die US-Investmentbank Jefferies geht sogar noch einen Schritt weiter und stellt in Frage, dass Nestlé die eigenen Wachstums- und Margenziele im Jahresverlauf überhaupt erreichen kann. Dies im Wissen, dass das organische Umsatzwachstum von 5 Prozent noch einmal deutliche Preiserhöhungen voraussetzt. Die Amerikaner raten als einzige Bank weltweit zum Verkauf der Nestlé-Aktie. Das Kursziel lautet 110 Franken.

Wohlwollende Worte findet hingegen die Basler Kantonalbank. Ihres Erachtens strotzt Nestlé nur so vor Stärke. Selbst im Wissen, dass die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr bei einigen Analysten für Ernüchterung sorgen könnten, weise der Nahrungsmittelkonzern diesbezüglich deutlich bessere Werte auf als die Konkurrenz, so die Bank. Sie glaubt, dass Nestlé mit dem schwierigen Umfeld deutlich besser fertig wird als andere Rivalen wie etwa die britische Unilever. Das Anlageurteil lautet deshalb weiterhin "Übergewichten" mit einem Kursziel von 140 Franken.