Gute drei Monate ist das neue Börsenjahr alt, da hat der viel beachtete MSCI Europe Index das Jahresendziel von Morgan Stanley bereits erreicht. Die US-Investmentbank traut dem Börsenbarometer deshalb nur unter den bestmöglichen Voraussetzungen einen weiteren Anstieg um bis zu 8 Prozent zu. Für sie steht deshalb fest: Geld verdient in den kommenden Wochen und Monaten nur noch, wer auf die richtigen Einzelaktien setzt.

Morgan Stanley hat deshalb eine Liste von europäischen Aktien mit Raum für deutlich höhere Kurse bei einem gleichzeitig überblickbaren Rückschlagspotenzial zusammengestellt. Dabei orientiert sich die US-Investmentbank an ihren bankeigenen "Best- und Worst-Case-Szenarien" für die jeweiligen Unternehmen.

Diese Liste umfasst knapp 60 Aktien, darunter folgende fünf aus der Schweiz:

Unter den Aktien aus der Schweiz weist jene von Novartis aus Sicht von Morgan Stanley das günstigste Chancen-Risiko-Verhältnis auf. Offiziell deckt die US-Investmentbank den Gesundheitskonzern aus Basel mit "Overweight" und einem Kursziel von 102 Franken ab. Die Amerikaner glauben, dass 2021 ein Erntejahr für das Unternehmen wird. Unter den bestmöglichen Annahmen traut man der Aktie sogar einen Anstieg auf 134 Franken (+65 Prozent) zu. Dem steht ein Rückschlagspotenzial auf 71 Franken (-13 Prozent) gegenüber.

Gut schneidet auch die Aktie von Lonza ab. Morgan Stanley sieht den Pharmazulieferer aus Basel über die nächsten Jahre kräftig wachsen. Aufgrund hoher Eintrittsbarrieren für mögliche Rivalen gebe es für die Grosskunden aus der Pharmaindustrie kein Vorbeikommen an diesem Unternehmen. Die US-Investmentbank errechnet auf Basis der bestmöglichen Annahmen ein Kursziel von 755 Franken (+41 Prozent), unter den schlechtmöglichsten hingegen eines von 459 Franken (-14 Prozent). Offiziell lautet das Anlageurteil "Overweight" mit einem Kursziel von immerhin 645 Franken.

Bei SoftwareOne sitzt die Enttäuschung über die verhaltene Geschäftsentwicklung in der zweiten Hälfte letzten Jahres und die eher vorsichtigen zukunftsgerichteten Aussagen noch immer tief. Trotz einer Reduktion der operativen Gewinnschätzungen um bis zu 10 Prozent preist Morgan Stanley die Aktie des Spezialisten für Softwarelizenzen offiziell mit "Overweight" und einem Kursziel von 30,50 (zuvor 33) Franken an. Unter den bestmöglichen Umständen halten die Amerikaner allerdings Kurse von bis zu 43 Franken (+76 Prozent) für möglich. Das Rückschlagspotenzial auf 17 Franken (-31 Prozent) ist allerdings auch nicht ohne.

Der wohl überraschendste Schweizer Vertreter auf der Liste ist die Aktie der Credit Suisse. Der milliardenschwere Verlust aus dem Archegos-Debakel und mögliche Kosten aus der Greensill-Affäre bescherten ihr in den letzten zwei Wochen schmerzhafte Kursverluste. Für Morgan Stanley scheint das jedoch kein Grund, um den Optimismus über Bord zu werfen. Die US-Investmentbank hält vorerst an der "Overweight" lautenden Kaufempfehlung sowie am Kursziel von 14 Franken fest, wobei die Bandbreite von 6 Franken (-41 Prozent) bis 20 Franken (+97 Prozent) variiert. Vermutlich spiegelt sich der Milliardenverlust noch nicht im Bewertungsmodell wieder.

Unter den bestmöglichen Annahmen kommt Morgan Stanley bei der Aktie der Versandapotheke Zur Rose auf ein Kursziel von 700 Franken (+114 Prozent). Dem steht ein Rückschlagspotenzial auf 170 Franken (-51 Prozent) gegenüber. Offiziell preisen die Amerikaner die Aktie jedoch mit "Overweight" und einem Kursziel von 500 Franken an. Die Aktie von Zur Rose zählt zu den Schweizer Börsenüberfliegern der letzten Jahre.