Nicht gerade heimlich, aber ohne schrille Begleitmusik hat Silvio Denz seine Lalique-Gruppe dekotiert. Seit 4. September ist das Luxus-Multimarken-Reich nicht mehr via Börse, sondern direkt in den Händen der bisherigen Grossaktionäre, die alle an Bord geblieben sind: Drogerie-König Erwin Müller mit 25 Prozent, die indische DS Group mit 11,5 Prozent und der Berner Hansjörg Wyss, Milliardär und Mäzen, mit 5,9 Prozent.
Weil nach Müllers Einstieg Ende 2023 der Free Float der Lalique-Aktie nur noch bei 7,5 Prozent lag, machte der Verbleib an der SIX wenig Sinn. Für eine Listung im Index SPI war Lalique zu klein, die Kosten für den Verbleib an der Börse betrugen gemäss Insidern jedoch jährlich rund eine Million Franken. Also lancierte Denz im Frühling 2024 ein Übernahmeangebot mit satter Prämie, das fast alle Kleinaktionäre akzeptierten. Er selbst sammelte die Aktien ein, sodass sein Anteil von 50,1 auf heute 57 Prozent stieg.
Laut Nahestehenden sieht Denz die Börsenkotierung seiner Gruppe von 2007, damals hiess sie noch Art & Fragrance, bis 2024 als Erfolg an: Dank der strengen Berichtspflichten, also der zusätzlichen Vertrauensbildung für Investoren und Geschäftspartner, habe er 2008 die Luxusfirma Lalique übernehmen können, dazu Schottlands älteste Whiskybrennerei Glenturret und das Bordeaux-Weingut Lafaurie-Peyraguey, und weitere Parfum-Lizenzen, etwa von Brioni, akquirieren können.
Die verbleibenden Grossaktionäre sind alle Partner: Wyss ist mit 50 Prozent an Glenturret beteiligt, Müller vertreibt die Parfums und Pflegeprodukte von Denz’ Gruppe in zahlreichen seiner 900 Drogeriemärkte, und mit der DS Group habe Denz ein Joint Venture für die Erschliessung Indiens gegründet. Zu den Produktmarken der Lalique-Gruppe gehören neben der gleichnamigen Kristallmanufaktur zahlreiche Parfums, die Pflegemarke Ultrasun sowie Weine und Spirituosen.
Denz will dem Vernehmen nach nun wieder zügiger agieren und reagieren können - als Börsenfirma dauerten ihm etwa Kapitalmassnahmen aufgrund der Vorschriften zu lange. Mittelfristig wolle er auch seine Position wieder auf 50,1 Prozent abbauen und womöglich mit den damit frei werdenden sieben Prozent noch einen strategischen Partner ins Boot holen.
Ausstehend, heisst es, sind nur noch 0,3 Prozent der Anteile, also rund 30'000 Aktien mit einem Marktwert von einer Million Franken. Ob Denz einen Squeeze-out anstrebt oder ein zweites Angebot lanciert, ist derzeit in Abklärung.
Dieser Artikel erschien zuerst in der «Bilanz» unter dem Titel «Der Luxus wird agiler».