Die Nachricht dürfte am Dienstag sämtliche Big-Tech-Konzerne aufgerüttelt haben. Microsoft macht mit einer Mega-Übernahme einen grossen Sprung in die virtuelle 3-D-Spielewelt. Für 69 Milliarden Dollar will der US-Softwarekonzern den Computerspielehersteller Activision Blizzard kaufen, der Blockbuster wie "Call of Duty", "Candy Crush" und "World of Warcraft" entwickelt hat. Es ist der mit Abstand grösste Deal in der Branche überhaupt - übrigens in Cash bezahlt. 

Dass Microsoft knapp 70 Milliarden für einen Spieleentwickler auf den Tisch legt, hat nicht nur damit zu tun, dass das der Tech-Gigant aus Seattle seine Gaming-Sparte stärken will. "Mit dem Deal beginnt das Wettrüsten um das Metaverse", sagt Analyst David Wagner vom Vermögensverwalter Aptus Capital Advisors. Microsofts Plan: Activision soll sein Know How in der Erschaffung einer virtuellen Welt ins Unternehmen bringen. 

"Gaming ist die dynamischste und aufregendste Kategorie in der Unterhaltungsbranche und wird künftig eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Metaverse-Plattformen spielen", begründete Microsoft-CEO Satya Nadella den Deal am Dienstag. Gaming als Türöffner für das Metaverse also. 

Das "Metaverse" wird von IT-Experten als Zukunft des Internets gesehen. Es steht für einen virtuellen 3-D-Raum, in dem alle Teilnehmer vernetzt sind, sich austauschen, miteinander agieren und über Virtual-Reality-Brillen am Smartphone oder Computer spielen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg investiert Milliarden in das Geschäft und hat seinen Konzern kürzlich gar in Meta Platforms umbenannt. 

Kurssprung nach Microsoft-Deal: Entwicklung der Activision-Aktie in den letzten 12 Monaten, Grafik: cash.ch. 

Wer vor Microsoft Ankündigung am Dienstag die Aktie von Activision im Depot hatte, konnte sich freuen. Wie üblich bei Übernahmen lag das Kaufangebot weit über dem aktuellen Wert des Unternehmens. Der US-Konzern bietet 95 Dollar je Aktie, was einen satten Aufschlag von 45 Prozent zum Schlusskurs vom Montag bedeutete. Dass die Aktie zunächst "nur" auf rund 82 Dollar (von 65 Dollar) hoch sprang, hat damit zu tun, dass der Deal noch nicht unter Dach und Fach ist. 

Ausgehend von der Hypothese, dass Microsoft den Kampf um das Metaverse endgültig eröffnet hat, rückt für Anlegerinnen und Anleger die Frage in den Fokus, wer am Spieleentwickler-Markt das nächste Ziel einer Übernahme sein kann. Schliesslich steigt der Druck für andere grosse Tech-Konzerne, nachziehen zu müssen. 

Ein Ziel könnte Take Two Interactive sein. Das mit 18 Milliarden Dollar kapitalisierte US-Unternehmen zählt zu den bekanntesten Spieleentwicklern der Welt. Bekannt ist Take Two vor allem für Games wie Grand Theft Auto, Borderlands oder Bioshock. Mit seiner Tochter Zynga ist das Unternehmen aber auch gross im Metaverse und NFT-Geschäft dabei. Die Aktie hatte zuletzt etwas gelitten. Grund dafür war das Remaster der beliebten GTA-Serie mit Grand Theft Auto: The Trilogy, welches zahlreiche technische Probleme aufwies. 

Die jüngste Kursschwäche macht das Unternehmen zu einem interessanten Übernahmekandidat. Der Aktienkurs reagierte bereits positiv auf den Activision-Deal (+6 Prozent), was darauf schliessen lässt, dass der Markt hier bereits auf eine Übernahme spekuliert. 

Ebenfalls nach oben gezuckt nach Microsoft-Deal: Entwicklung der Ubisoft-Aktie in den letzten 12 Monaten, Grafik: cash.ch. 

Noch deutlicher war die Reaktion bei Ubisoft. Die Aktie des französischen Videospielunternehmens konnte seit Ankündigung des Deals um 18 Prozent zulegen. Der Entwickler von beliebten Games wie Assassin’s Creed oder Far Cry hatte zuletzt an der Börse arg Federn lassen müssen. In den letzten zwölf Monaten verlor die Aktie knapp 40 Prozent. Mit einer Marktkapitalisierung von unter 7 Milliarden Dollar wäre Ubisoft ein leichtes Ziel der Tech-Giganten, die über Milliarden-Reserven an Cash verfügen. Ubisoft wird derzeit als heissester Übernahmekandidat gehandelt. 

Weitere Namen, die im Zusammenhang mit einer Übernahme fallen, sind Electronic Arts (FIFA-Reihe), Nintendo (Mario-Universum) oder der japanische Entwickler Square Enix (Final Fantasy). Alles Aktien, die zuletzt eingebüsst hatten, seit Anfang der Woche jedoch durch Übernahmefantasien wieder leicht zulegen. Insbesondere Square Enix mit einer Marktkapitalisierung von rund 6 Milliarden Dollar wäre für Big Tech aus der Portokasse bezahlbar