Oops, sie hat es wieder getan: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkte am Donnerstag überraschend den Leitzins auf 1,5 Prozent. Sie hat damit einmal mehr die Märkte überrascht und ihren internationalen Ruf als unberechenbare Zentralbank gefestigt. Allerdings, das sei auch gesagt, war an den Märkten die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung zunehmend gestiegen.

Aus den Kommentaren der SNB wird klar: Es ist eindeutig der starke Franken, welche die SNB zur überraschenden Zinssenkung motiviert hat. Dieser hat sich zwar seit der Jahreswende vor allem gegenüber dem Euro beinahe schon im Rekordtempo abgewertet. Aber wir wissen: Der Franken ist seit Jahren nachhaltig unter nominalem und realem Aufwertungsdruck gegenüber fast allen wichtigen Währungen. Die jüngste Abschwächung dürfte unter normalen Umständen und historisch gesehen nur ein Zwischenspiel sein.

Dieser Normalität will die SNB nun ein Riegel schieben, auch wenn dieser Riegel nur für einige Zeit anhalten dürfte. Etwas Normalität will die SNB aber vor allem der Schweizer Aussenwirtschaft verschaffen.

Denn die negativen Effekte der starken Schweizer Währung im letzten Jahr kann man derzeit in zahlreichen Jahresabschlüssen von Schweizer Unternehmen ablesen. Die Gewinne, die im Ausland erwirtschaftet werden, müssen in den starken Franken umgerechnet werden. Das zehrt an den Margen. Dazu kam es in den letzten zwei Wochen des Jahres 2023 zu einer schlagartigen Frankenaufwertung, als die Schweizer Währung gegenüber dem Euro rund 3 Prozent zulegte.

Dieser «Franken Mini-Schock» und die Klagen der Exporteure haben bei der SNB-Leitung offenbar Spuren hinterlassen. Mit der Zinssenkung trägt die SNB vor allem den Anliegen der Wirtschaft Rechnung, die Kreditkosten sinken und das Wachstum wird angekurbelt. Profitieren werden vor allem der Exportwirtschaft, die Aktionäre der entsprechenden Firmen und auch Schuldner wie Hypothekarkreditnehmer. Sie  DÜRFEN in nächster Zeit mit einer schwächeren Landeswährung rechnen.

Wenn es in der Schweiz zu Zinssenkungen und damit einer tendenziell schwächeren Landeswährung kommt, dann gibt es auch Benachteiligte. Das sind die Sparer, denn auf die Zinsen der Bankkonten kommt nun tendenziell Druck. Benachteiligte sind die Auslandreisenden, speziell die “Einkaufstouristen”, denn der Franken ist im Ausland weniger Wert. Sie MÜSSEN in nächster Zeit eine stärkere Landeswährung in Kauf nehmen. 

So schnell dürfte der abgeschwächte Franken nicht verschwinden, und dies ist auch die Absicht der SNB. Denn sie kann durchaus mit zwei weiteren Zinssenkungen bis Ende Jahr reagieren, falls die EZB und die Fed ihrerseits das Geld verbilligen. Damit würde die SNB die Zinsdifferenz zu Euro und Dollar wieder herstellen und den Franken für Investoren weniger attraktiv machen. Die SNB kann wohl auf absehbare Zeit auch darauf verzichten, den Kurs des Frankens mit den umstrittenen Devisenmarktinterventionen steuern zu müssen.

Daniel Hügli
Daniel HügliMehr erfahren