Der Börsengang von Peter Spuhlers Eisenbahnunternehmen Stadler Rail war ein Feuerwerk. Fürs Unternehmen, für die 9000 Mitarbeitenden, aber auch für ihn. Spuhlers jüngste Tochter Ladina durfte Mitte April die Börsenglocke läuten, dann ging der Handel mit der Stadler-Aktie los. Und wie: Die Publikumsöffnung brachte Spuhler 2 Milliarden Franken ein.

Kapital, das der Industrielle anderswo investiert, etwa bei der Aebi-Schmidt-Gruppe. Dort, bei der Herstellerin von Landmaschinen und Kehrfahrzeugen, könnte eine Reprise angestimmt werden: Die Firmengruppe, die sich zügig entwickelt, dürfte gemäss Bankern in zwei, drei Jahren reif sein für einen Börsengang. Aebi-Schmidt-Sprecher Thomas Schiess sagt: "Längerfristig betrachtet kann ein IPO eine Option sein, sofern es zur Erreichung der strategischen Ziele beitragen kann."

Die Aussage klingt nach Stadler-Rail-Drehbuch. Jahrelang war ein Börsengang der Bahnfirma "eine Option" (Spuhler), Anfang Jahr ging es plötzlich ganz schnell, noch vor Ostern war erster Handelstag.

Grobe Vorarbeiten bei Aebi Schmidt sind erledigt: Kürzlich verpasste man der Firma ein gefälliges Branding und eine Neuordnung der wild gewachsenen Markenwelt. Zudem sind intern sämtliche Weichen auf Expansion gestellt.

Peter Spuhler entscheidet

Entscheidend ist Peter Spuhler. Er dominiert die Industriegruppe, und zwar als VR-Präsident und Mehrheitsaktionär. Miteigner sind der Industrielle Gero Büttiker und Aebi-Schmidt-Geschäftsführer Barend Fruithof.

Fruithof ist seit Jahren eng mit Spuhler. Gemeinsam sitzen sie im Verwaltungsrat des Zürcher Eishockeyclubs ZSC. Er war Banker, arbeitete im Topkader von Raiffeisen, Credit Suisse und Julius Bär. Dort betreute er Unternehmer, versorgte sie mit Krediten, begleitete ihre IPO und verbreitete gute Stimmung. Vor zwei Jahren kehrte der ehemalige Zehnkämpfer der Finanzwelt den Rücken und übernahm überraschend den Aebi-Schmidt-Chefposten.

Er ging zur Sache: Er wechselte die Geschäftsleitung aus, trieb die Integration voran, brachte die IT auf den neusten Stand, reorganisierte und straffte. Und erhöhte in allen zehn Betrieben die Schlagzahl. Der Umsatz, der vor fünf Jahren noch bei 300 Millionen Euro lag, dürfte heute 500 Millionen erreichen. Fruithof, dessen Arbeitstag um fünf in der Früh beginnt, geht die Arbeit nicht aus. Gerade bei der Schweizer Traditionsmarke Aebi mit Sitz in Burgdorf BE gibts noch allerhand zu tun.

Aebi Schmidt: 500 Millionen Euro Umsatz

Die Aebi-Schmidt-Gruppe dürfte 2019 einen Umsatz von 500 Millionen Euro schaffen. Peter Spuhler übernahm 2007 die Land- und Strassenkehrmaschinenfirma Aebi in Burgdorf BE und fusionierte sie mit der Spezialfahrzeugfirma Schmidt in St. Blasien, Baden-Württemberg. Firmensitz ist Zürich.

Hochdorf wird aufgegeben

Als "Alpen-Ferrari" beschreibt Spuhler die knallroten Aebi-Landmaschinen, die vor jedem Bauernbetrieb in Steillage stehen. Beschwerlich ist aber nicht nur das Gelände, sondern auch der Geschäftsgang. Aebi ist erst seit drei Jahren wieder rentabel. Die Ebit-Betriebsmarge dürfte gemäss Branchenkennern aktuell bei mageren 2 bis 3 Prozent liegen. Fruithofs Ambitionen liegen höher. Angestrebt wird für die ganze Gruppe mindestens das Doppelte. Sprecher Thomas Schiess sagt: "Unser Zielkorridor liegt bei 5,5 bis 7 Prozent."

Fruithof optimiert, was das Zeug hält. Der Aebi-Standort in Hochdorf LU, wo vor zehn Jahren noch siebzig Mitarbeitende schweissten, wird demnächst aufgelöst. Thomas Schiess: "Der Standort Hochdorfwird im Verlauf dieses Jahres in Burgdorf integriert." Dort, im Bernbiet, wird zentralisiert.

Den Vertrag fürs Werksgelände hat Aebi kürzlich verlängert. Schiess: "Wir haben mit unserem Vermieter eine sehr konstruktive Lösung zur Verlängerung des Mietverhältnisses gefunden."

Demnächst feiert Fruithof, gelernter Landwirt, den grossen Auftritt am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug. Aebi ist mit seinen berggängigen Alleskönnern der Königspartner der Grossveranstaltung und betreibt auf dem Festgelände ein VIP-Zelt. Man kennt sich auf oberster Etage: Aebi-Chef Peter Spuhler ist ein SVP-Aushängeschild, Schwingfest-Cheforganisator Heinz Tännler ist SVP-Regierungsrat in Zug. Beide gehören dem wirtschaftsnahen Flügel der Partei an.

Nummer eins auf den Flughäfen

Trotz Grossauftritt bei den Schwingern und Älplern: Aebi bleibt ein schwieriger Fall, denn der starke Franken macht den Export von Landmaschinen nicht einfacher. Dass das Hochlohnland Schweiz in der Firmengruppe laufend an Bedeutung verliert, zeigt der Personalbestand von Aebi. Vor zehn Jahren arbeiteten 440 Personen für die Marke, heute sind es noch 250. Nur noch jeder siebte Gruppen-Mitarbeitende ist in der Schweiz, die Mehrheit ist im Ausland tätig.

Zügig voran geht es in Deutschland und in den USA. Dort gelang Fruithof letztes Jahr ein Coup, als er die hochrentable M-B Companies übernahm. Die Firma aus Wisconsin ist Marktführerin für Schneeräumer und Pistenreiniger an Amerikas Airports. Mit dem Zukauf ist Aebi Schmidt auf einen Schlag zur weltweiten Nummer eins bei den Pistenräumern aufgestiegen. Die Kundenliste im hochmargigen Geschäft wird immer länger. Aebi Schmidt reinigt und räumt die Flughäfen von Peking, London, Stuttgart, Leipzig, Moskau und bald auch in Zürich-Kloten.

Einen Wachstumsmarkt sieht Aebi Schmidt auch bei den Kehrmaschinen, die Innenstädte schrubben. Mit dem "Zero Emission"-Anspruch der Kommunen wird das Fahrzeugportfolio von Diesel auf Elektro umgerüstet. Verkaufsschlager Swingo mutierte zum eSwingo und muss erst nach einer 10-Stunden-Putzschicht zum Aufladen ans Stromnetz. Die Nachfrage sorgt für gute Stimmung am Standort St. Blasien im Schwarzwald. Thomas Schiess: "Die Kapazitäten für 2019 sind bereits voll ausgelastet." Und das erst noch bei attraktiven Preisen: Ein kommunaler Dieselkehrer kostet rund 90 000 Franken, die Elektroversion 250 000 Franken.

Die Entwicklung geht weiter, wie das Projekt Smart Fleet zeigt: Ab 2025 sollen elektrische Kehrer autonom über kilometerlange Flughafenpisten rollen. Die E-Mobilität dürfte den Börsengang von AebiSchmidt erst richtig befeuern. Bei einem Umsatz von 600 Millionen Euro und einer Rendite von 7 Prozent ist die Firmengruppe gut und gerne 400 Millionen Euro wert. Das motiviert.

Spuhlers Aktienpaket wäre über 200 Millionen schwer, jenes von Gero Büttiker 70 Millionen und das von CEO Barend Fruithof rund 35 Millionen. Voraussetzung sind freilich eine gefällige Wachstumsstory, eine stabile Rendite und eine attraktive Dividende.

VR-Präsident Spuhler und sein erster Offizier Fruithof arbeiten mit Hochdruck daran.

Dieser Artikel erschien zuerst in der "Handelszeitung" unter dem Titel "Peter Spuhler plant den nächsten Börsen-Coup".