Der gestrige Mittwoch war für Anlegerinnen und Anleger von Kryptowährungen in zweierlei Hinsicht zum Haare raufen. Einerseits mussten Kursstürze verkraftet werden, die selbst für die ohnehin volatilen Kryptowährungen bemerkenswert waren. Andererseits – und das dürfte für viele noch schlimmer gewesen sein – verzeichneten praktisch sämtliche geläufigen Kryptobörsen während des grossen Abverkaufs von Bitcoin, Ether und anderen Kryptowährungen Ausfälle. Die ärgerliche Folge: Viele Kundinnen und Kunden von Krypto-Börsen, die den grossen "Dip" als einmalige Kaufchance wahrnehmen wollten, konnten ihre Positionen nicht aufzustocken. 

Während am Krypto-Markt Milliarden Dollar "vernichtet" wurden, meldeten User der weltweit grössten Tauschbörse für Kryptowährungen, Binance, zahlreiche Störungen auf der Platform. Binance selbst musste im Laufe des Tages die vollständige Aussetzung des Handels mit Ether vermelden. Grund: Netzwerküberlastung. Konkurrent Coinbase wiederum meldete eine "zwischenzeitlichen Ausfall" seiner Plattform. Bei anderen Tauschbörsen wie Kraken, KuCoin oder Gemini sah es nicht besser aus. 

Abwärtsspirale durch technische Ausfälle?

Schaut man sich bei Twitter um, scheint es schwer zu glauben, dass die Ausfälle nur "zwischenzeitlicher" Natur waren. Auch Mitglieder der cash-Redaktion beobachteten stundenlange Ausfälle der geläufigen Krypto-Börsen. Julian Hosp, einflussreicher Bitcoin-Unternehmer und Youtuber aus Österreich, gratulierte auf Twitter all jenen, die es geschafft hatten, Bitcoin unter 40'000 Dollar nachzukaufen - natürlich mit sarkastischem Unterton. 

Die technischen Störungen bei den Kryptobörsen könnten zudem den Ausverkauf am Mittwoch beschleunigt und zu eine Art Abwärtsspirale geführt haben, wie am Markt teilweise diskutiert wird. Der Verdacht: Die Ausfälle hätten verhindert, dass all die "Dip-Buyer" während des Kurssturzes nicht kaufen konnten, obwohl sie wollten. Handkehrum wird spekuliert, dass automatisierte Trading-Programme, die darauf programmiert sind, ab einem bestimmten Punkt zu verkaufen, reihenweise Bitcoin auf den Markt geworfen haben könnten. 

Krypto-Börsen noch wenig unter Aufsicht 

Ob die Ausfälle Folgen für die Krypto-Börsen haben werden, ist schwer zu sagen. Krypto-Börsen geraten regelmässig in den Verdacht, dass die Ausfälle nicht immer allein technischer Natur sind, sondern aufgrund von Liquiditätsproblemen auftreten.

Das Problem: Die US-Regulierungsbehörden haben Trading-Plattformen für Kryptowährungen noch nicht wirklich unter ihre Aufsicht gestellt. Die US-Börsenaufsicht SEC reguliert den Handel mit Wertpapieren, wozu Bitcoin nicht gehört. Die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) hingegen reguliert die Future- und Optionsmärkte in den USA, allerdings nicht die Handelsgeschäfte mit unterlegten Tokens. 

Das könnte sich allerdings bald ändern. Der Vorsitzende der SEC, Gary Gensler, forderte den Kongress in diesem Monat dazu auf, den Regulierungsbehörden klare Befugnisse über die Trading-Plattformen zu geben, die seiner Meinung nach keinen ausreichenden Anlegerschutz bieten. Angesichts des Hypes und der Turbulenzen am Krypto-Markt scheint es nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert.