Im Startquartal 2023 brach der Konzerngewinn der UBS im Vergleich zum Vorjahr um rund die Hälfte ein auf 1,03 Milliarden US-Dollar. Belastet hat das Ergebnis - neben dem nicht einfachen Marktumfeld - vor allem eine hohe Rückstellung für einen Rechtsfall in den USA.

Die Bank steht offenbar kurz vor einiger Einigung im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS) in den USA, die sich später als unverkäuflich entpuppt und der UBS 2008/09 fast das Genick gebrochen hatten. Allerdings muss sie wohl eine hohe Busse zahlen, um das Problem aus dem Weg zu räumen, hat sie doch mit den Quartalszahlen Rückstellungen in Höhe von 665 Millionen US-Dollar verbucht. Es ist einer der zwei grossen noch offenen Rechtsfälle der UBS - neben dem Steuerstreit in Frankreich.

Ressourcen über Jahre gebunden

Das Management dürfte aber froh sein, wenn es diesen Fall endgültig hinter sich bringt, denn mit der anstehenden Übernahme der Credit Suisse hat die Grossbank jetzt andere Sorgen. Angesichts der Mammutaufgabe dürften über Jahre massiv Ressourcen gebunden werden. Die UBS selbst drückte es am Dienstag wie folgt aus: "Die Komplexität der Integration wird dauerhaft ein hohes Mass an Sorgfalt erfordern."

Anders als bei der Credit Suisse, welche im ersten Quartal weiterhin mit hohen Abflüssen zu kämpfen hatte, konnte die UBS derweil im ersten Quartal weitere Kundengelder in Milliardenhöhe anziehen. Das freut den neuen und alten Konzernchef Sergio Ermotti: Die hohen Kapitalzuflüsse würden belegen, "dass unsere Kunden uns in diesem unsicheren Umfeld weiterhin als Hort der Stabilität betrachten". Auch gab er sich zuversichtlich, später einige der Abflüsse bei der Credit Suisse sowie verlorene Kunden zurückzugewinnen.

Per Ende März verwaltete die bald einzige Schweizer Grossbank damit insgesamt 4,16 Billionen Dollar an Vermögen und damit etwas mehr als Ende 2022 mit 3,96 Billionen. Ein Jahr früher - und damit vor Beginn des letztjährigen Rückgangs an den Aktienmärkten - waren es sogar noch knapp 4,6 Billionen gewesen.

Kein einfaches Umfeld

Das Umfeld für eine Riesenintegration zweier global systemrelevanter Grossbanken ist derzeit nicht einfach. Das zeigte auch das erste Quartal, das von anhaltenden Sorgen über steigende Zinsen, hohe Inflation und einen befürchteten Konjunktureinbruch gekennzeichnet war. Hinzu kamen die Unsicherheit über die Stabilität des Bankensystems, insbesondere in den USA, sowie die anhaltenden geopolitischen Spannungen (Ukraine-Krieg, USA/China etc.).

Die Aktivität der Anleger sei entsprechend verhalten gewesen, hiess es von der UBS. Und das könnte noch längere Zeit so bleiben. Dennoch gab sich Bankchef Ermotti einmal mehr optimistisch, was den Zusammenschluss von UBS und CS angeht. "Solche Integrationen verlaufen zwar nicht immer gradlinig. Ich bin aber sehr zuversichtlich für das Endergebnis", sagte er vor Medien und Investoren.

Dabei gibt es jedoch noch viele offene Fragen - und es wird noch einige Zeit dauern, bis mehr Klarheit herrscht. Denn bevor das Team rund um Ermotti überhaupt endgültige Entscheidungen treffen kann, muss erst noch der Deal in trockene Tücher gebracht werden. Bis dahin müssen die beiden Finanzinstitute noch wie Konkurrenten agieren, und die UBS hat gar keinen vollständigen Blick in die Bücher der früheren Erzrivalin CS.

Für den Abschluss der Transaktion fehlt laut Ermotti derzeit etwa noch die Zustimmung durch die US-Börsenaufsicht SEC sowie die kartellrechtliche Freigabe in der EU. Bis diese eintreffen, sollte es allerdings nicht mehr allzu lange dauern. Die UBS will die Übernahme jedenfalls noch im laufenden zweiten Quartal abschliessen.

Danach beginnt dann die grosse Integrationsarbeit. Im Laufe des zweiten Halbjahres 2023 will das UBS-Management die entsprechenden Pläne bekanntgegeben und damit auch offenlegen, an welchen Bereichen und Standorten der neue kombinierte Bankengigant aus UBS und CS festhalten will und wo bzw. wie viele Stellen abgebaut werden.

(AWP)