Edelmetalle blicken auf ein starkes Halbjahr zurück. Gold, Silber, Palladium und Platin haben seit Jahresbeginn allesamt zwischen 8 und 22 Prozent zugelegt. Insbesondere der satte Anstieg von Gold erstaunt viele Marktbeobachter. Nachdem Gold 2013 zum ersten Mal seit 13 Jahren ein Verlustjahr erlebte, ist es seit Jahresbeginn knapp 9 Prozent auf 1311 Dollar pro Feinunze geklettert.

Zwei Gründe waren dafür verantwortlich: Einerseits hatte Gold nach dem Tief im letzten Jahr viel Aufholpotenzial. Andererseits haben die Krisen in der Ukraine und im Irak Gold als sicheren Hafen für Anleger zurück aufs Tapet gebracht. Dasselbe gilt auch für den Silberpreis. "Denn Silber hatte in den letzten Jahren wenig Eigendynamik und hing wie Gold stark von der Anlegernachfrage ab", sagt Rohstoff-Analyst Carsten Merke von der Bank Julius Bär zu cash.

Strohfeuer oder nachhaltiger Aufwärtstrend?

Was die weitere Entwicklung des Goldpreises betrifft, sind sich die Experten uneins. Julius Bär nimmt an, dass die jüngste Erholung temporärer Natur ist und der Unzen-Preis in den kommenden zwölf Monaten auf 1100 Dollar abschmelzen wird. Geht es hingegen nach den Rohstoffstrategen von RBC Capital Markets, dann sind die geopolitischen Unruhen bei weitem nicht der einzige Grund für einen höheren Goldpreis. Vielmehr werden die weiterhin tiefen Realzinsen, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und tiefere Importzölle in Indien den Goldpreis weiter anschieben. Die kanadischen Experten sehen den Goldpreis deshalb bis ins kommende Jahr hinein auf 1400 Dollar steigen.

Noch markanter als Gold und Silber hat Palladium angezogen. Mit einem Plus von 22 Prozent ist der Preis für Palladium so stark gestiegen wie kaum ein anderer Rohstoff in diesem Jahr. Die Preise für Palladium aber auch für Platin sind unmittelbar an die Wirtschaftsentwicklung gekoppelt. Beide Edelmetalle kommen in erster Linie in der Autoindustrie zum Einsatz. Palladium wird bei Katalysatoren von Benzinfahrzeugen, Platin bei Dieselfahrzeugen verwendet - wobei Dieselautos vor allem in Europa verkauft werden.

Läuft Palladium in überkauftes Terrain?

"Dementsprechend ist die Nachfrage nach Palladium und Platin von der Entwicklung des Automarktes in den USA und China respektive Europa abhängig", sagt Analyst Menke. Er nennt noch einen weiteren Preistreiber für Palladium und Platin: In Südafrika tobte bis Ende Juni ein heftiger Minenstreik, der das Angebot verknappt hatte. Als Folge davon könnten einige Minen geschlossen bleiben und der Lohndruck auf die Minenbetreiber dürfte zunehmen. Viele Investoren sind laut Carsten Menke jüngst auf den Palladium-Zug aufgesprungen. "Dies könnte in eine Übertreibung münden." Anleger sollten sich daher überlegen, erste Gewinne zu realisieren.

Wer in Palladium, Silber & Co. investieren möchte, setzt am besten auf einen entsprechenden börsenkotierten Indexfonds (ETF), weil hier die Transaktionskosten im Vergleich zum physischen Kauf von Edelmetallen tiefer sind.

Eine Alternative sind Aktien von Minenbetreibern. Anleger schultern dabei aber zusätzlich zu den Edelmetall-Risiken noch betriebswirtschaftliche Risiken. Dafür sind auch die Renditechancen grösser. Ein Direktinvestment in Minen-Aktien erfordert vertiefte Branchenkenntnisse. Mittlerweile gibt es aber zahlreiche Anlagefonds, die in etablierte und neue Minengesellschaften investieren und dabei eine breite Diversifikationsstrategie anwenden.