Nestlé vermag sein Hoch vom Vortag nicht fortsetzen. Eine halbe Stunde nach Börseneröffnung verlieren die Aktien des Nahrungsmittelmultis aus Vevey 0,94 Prozent auf 82,43 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am SMI um 1,24 Prozent auf 12'544,1 Punkte fällt. Damit legen die Titel seit Jahresbeginn fast 12 Prozent zu, auf Jahressicht resultiert jedoch ein Minus von 3,25 Prozent.
Im Zuge der vielerwarteten Quartalsberichterstattung konnte Nestlé am Donnerstag den Analysten und Investoren ein deutlich beschleunigtes Wachstum vorlegen. Damit ist der Konzern auf Kurs, seine Jahresziele zu erreichen. Gleichzeitig schlägt der neue Konzernchef Philipp Navatril erste Pflöcke ein und will weltweit 16'000 Stellen streichen und damit Kosten sparen.
Das honorieren nun auch die Analysten. Gleich vier Finanzinstitute passen ihre Bewertungen an. So erhöht die Researchboutique Kepler Cheuvreux ihr Kursziel auf 95 von 90 Franken mit einem «Buy»-Rating. Die britische Investmentbank Barclays hebt das Kursziel auf 90 von 86 Franken mit «Equal weight». Defensiver bewerten die Royal Bank of Canada mit einem Kursziel auf 82 von 80 Franken mit «Sector perform» und Jefferies empfiehlt die Titel zu halten bei einem Kursziel von 81 nach 71 Franken.
Damit bewegen sie sich im Schnitt der restlichen Analysten. Elf der insgesamt 24 erfassten Analysten stufen die Titel zum Kauf ein, zwölf zum Halten und einer zum Verkauf. Das Kursziel für 12 Monate veranschlagen sie bei 86,57 Franken - ein Aufwärtspotenzial von gut 5 Prozent zum aktuellen Kurs.
Ob der Paukenschlag vom Navatril reicht, um Nestlé wieder auf Kurs zu bringen, ist offen. Jedenfalls ist viel Arbeit nötig. Denn bei Schlüsselindikatoren wie dem Umsatzwachstum und der Aktienpreisentwicklung hinkt der Nahrungsmittelriese, dessen Produktpalette von Fertiggerichten und Tiefkühlprodukten über Süsswaren und Kaffee bis hin zu Vittel-Wasser und Tierfutter reicht, inzwischen Rivalen wie Danone und Unilever hinterher.
Und nur wenige Wochen zuvor machte der Konzern negativ Schlagzeilen, als der vorherige Chef Laurent Freixe wegen einer verheimlichten romantischen Beziehung zu einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin entlassen worden war. Doch damit nicht genug; die lange Zeit für ihre Stabilität und Berechenbarkeit bekannte Gesellschaft wechselte kurz darauf auch noch ihren Verwaltungsratspräsidenten aus.
(cash/AWP)