Die Aktien des Lebensmittelriesen Nestlé büssen am Freitagmorgen weiter an Boden ein. Sie fallen um 0,45  Prozent auf 73,81 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am SMI 0,42 Prozent nachgibt.

Schon am Donnertag waren sie nach dem Halbjahresbericht 4,5 Prozent zurückgefallen und gingen bei 74,14 Franken aus dem Handel. Im Tagesverlauf notierten sie vorübergehend bei 73,08 Franken, womit sie den tiefen Notierungen vom Dezember 2024 sehr nahe kamen. Damals waren die Titel zwischenzeitlich weniger als 73 Franken wert.

Diesen Werten nähern sich die Nestlé-Valoren mit den Verlusten am Freitag nun erneut. Auch ein Rückfall auf ein Mehr-Jahres-Tief ist vorstellbar. Im März 2018 standen Nestlé bei 73,00 Franken, im Dezember 2016 bei 72,85 Franken.

Nestlé stehe vor einer heiklen Phase, die von einer «Nestlé-Müdigkeit» gekennzeichnet sei, schreibt Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. Der Markt scheine das Vertrauen zu verlieren, da es der Geschäftsleitung schwerfalle, die Anleger zu überzeugen. «Externe Gegenwinde in Verbindung mit internen operativen Problemen haben ein schwieriges Umfeld für das Unternehmen geschaffen», so der Experte. Trotz dieser Herausforderungen sieht er jedoch eine innere Werthaltigkeit von Nestlé. Dieses Potenzial freizusetzen, werde Zeit brauchen, ebenso wie eine strategische Umsetzung und das erneute Vertrauen der Aktionäre. Er nimmt das Kursziel auf 90 von 95 Franken zurück und hält an der Kaufempfehlung fest.

Auch die Privatbank Berenberg nimmt Anpassungen vor. Das Kursziel senkt sie auf 83,10 von 84,50 Franken, bestätigt aber das «Hold»-Rating. Der zuständige Analyst zeigt sich enttäuscht vom internen Realwachstum im zweiten Quartal. Daran zeige sich, dass das Unternehmen vor Herausforderungen stehe, wodurch sich der Turnaround verzögern werde. Etwa bedürfe der Gegenwind in China und sowie Nestlé Health Science mit den Angeboten zu Vitaminen, Mineralien und Nahrungsergänzungsmitteln bedürften vermehrter Aufmerksamkeit des Managements.

Auch die britische Bank Barclays ist vorsichtiger geworden und hat das Preisziel auf 86 von 89 Franken korrigiert. Die Einstufung lautet weiterhin «Equal Weight». Es gebe zwar Gründe für die Annahme, dass sich das interne Wachstum von Nestlé von nun an verbessere, schreibt der Analyst. Es bestünden allerdings Risiken, wenn sich die Preise erhöhten. Darüber hinaus sei unklar, wie die Restrukturierung in China das Wachstum verwässern werde. Ohne China wäre das interne Realwachstum im vergangenen Quartal unverändert geblieben.

(cash)