Der Verwaltungsrat von Nestlé hatte sich bereits vor der kurzfristigen Entlassung von Konzernchef Laurent Freixe mit Fragen der Nachfolge beschäftigt. Das sagte Finanzchefin Anna Manz am Mittwoch an einer Investoren- und Analystenkonferenz.
Dennoch habe das Gremium nicht erwartet, so schnell eine Neubesetzung vornehmen zu müssen, sagte Manz. Freixe war wegen einer verheimlichten Beziehung zu einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin entlassen worden.
Der Verwaltungsrat habe im Mai Beschwerden über «unangemessene Begünstigung» durch Freixe sowie Vorwürfe einer Liebesbeziehung erhalten, sagte Manz. Die Beziehung sei in einer internen, vom Verwaltungsrat überwachten Untersuchung, geprüft worden. Allerdings habe man zu diesem Zeitpunkt keine Belege gefunden. In diesem Zusammenhang habe Freixe persönlich erklärt, dass es so etwas nicht gegeben habe, sagte sie.
Freixe war am Montag vom Verwaltungsrat nach einer zweiten, externen Untersuchung unverzüglich entlassen worden.
Die schnelle Ernennung des Nachfolgers sichere nun den Schwung im Geschäft, betonte Manz. Sie beschrieb den neuen CEO und früheren Nespresso-Chef Philipp Navratil als strategischen und umsichtigen Führer. Der 49-jährige werde frische Perspektiven in einer Zeit des Wandels einbringen.
Der neue Konzernchef solle bei den Quartalszahlen im Herbst erstmals vor Investoren auftreten, Nestlé prüfe aber auch eine frühere Kommunikation, sagte Manz.
Im Vordergrund stehe jetzt, das Geschäft besser zu führen, sagte die Finanzchefin weiter. Zudem mache Nestlé Fortschritte bei der Sanierung schwächer laufender Sparten.
(AWP)