Die Preisanpassungen von Nestlé ab dem 23. Juni in den USA erfolgen trotz bereits früherer Versuche von Lieferanten, Preisnachlässe oder sogar die Auflösung von Verträgen zu fordern - viele dieser Anfragen wurden laut Insidern abgelehnt. Grund für die Preisanpassung des Schweizer Nahrungsmittelmultis sind unter anderem die stark gestiegenen Kosten für Rohstoffe wie Kakao und Kaffee.

Das knappe Angebot liess beispielsweise die Terminkontrakte auf Kakao Ende letzten Jahres auf ein Rekordniveau steigen, was zu Preiserhöhungen führte, die die Bereitschaft der Konsumenten, für Snacks mehr zu bezahlen, auf die Probe gestellt hatte. Trotz nachlassender Gesamtinflation bei Lebensmitteln bleiben Süsswaren teuer.

Nestlé und seine Konkurrenten sahen sich im vergangenen Jahr mit steigenden Kakao- und Kaffeekosten konfrontiert, was zu Preiserhöhungen führte, um die Gewinnmargen zu schützen. Diese Preiserhöhungen waren der Hauptgrund für das unerwartet gute Umsatzwachstum von Nestlé im ersten Quartal. Nestlé-Chef Laurent Freixe sagte, dass der der Nahrungsmittelmulti «so viele Preise wie möglich anhebt, um unsere Kosten zu decken und gleichzeitig die Reaktion der Konsumenten in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu berücksichtigen». 

Nestlé wird spezifische Preisänderungen für Produkte zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben, heisst es in dem Memo. Die Preisänderungen für die Konsumenten werden von den Einzelhändlern beschlossen, die dabei eine Reihe von Faktoren, einschliesslich des Wettbewerbs, einbeziehen.

Kosteneinsparungen und Preisanpassungen

Die Preiserhöhungen bei Toll House erfolgen nach «erschöpfenden Bemühungen, die Erschwernisse aufgrund gestiegener Rohstoffkosten auszugleichen», heisst es in der Mitteilung von Nestlé. Die Änderungen sind nicht auf die jüngsten Zölle zurückzuführen, so das Unternehmen weiter. 

Nestlé will bis 2025 Kosteneinsparungen in Höhe von 700 Millionen Franken erzielen, vor allem bei der Beschaffung. Ein Nestlé-Sprecher sagte, dass die Kakaokosten in den letzten zwei Jahren erheblich gestiegen seien und das Unternehmen die Preiserhöhungen nach sorgfältiger Abwägung des makroökonomischen Umfelds und der Anstrengungen zur Bewältigung der höheren Kosten durchführe. Derzeit sind keine weiteren Kakaoprodukte betroffen. 

Die New Yorker Kakao-Futures stiegen im letzten Jahr auf einen Rekordpreis von fast 13’000 Dollar pro Tonne, als schlechtes Wetter und Krankheiten die Ernten in Westafrika beeinträchtigten. Obwohl die Preise aufgrund der Erwartung eines geringen Überschusses inzwischen um etwa 30 Prozent unter dem Höchststand liegen, ist Kakao immer noch viel teurer als in der Vergangenheit. Auch die Terminkontrakte für Arabica-Kaffee erreichten Anfang des Jahres einen Rekord, da das trockene Wetter die Produktion des Hauptanbauers Brasilien beeinträchtigte.

Investoren und Unternehmen beobachten die Preise besonders aufmerksam, nachdem die Inflation über Jahre hinweg gestiegen ist und die Kaufkraft einiger Konsumenten geschmälert hat. Es wird erwartet, dass die umfangreichen, schnell wechselnden Zölle von US-Präsident Donald Trump die Preise für einige Waren weiter erhöhen werden. Das US-Konsumentenvertrauen ist im April aufgrund des zunehmenden Pessimismus in Bezug auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt auf ein fast fünfjähriges Tief gesunken.

Horrende Inflation bei Schokoladenprodukten

Nestlé hat in Nordamerika zu kämpfen, das im ersten Quartal zu den Regionen mit der schwächsten Leistung des Unternehmens gehörte. Es war auch eine der wenigen Regionen, in denen die Durchschnittspreise sanken. Der Lebensmittelmulti hat Marktanteile verloren, da sich inflationsscheue Konsumenten billigeren Alternativen zuwandten - ein Umstand, den CEO Freixe durch Preissenkungen bei Produkten wie Tiefkühlpizzen in den USA zu mildern versprach. 

Süssigkeiten, Kaffee und Eier gehören zu den Produkten, die nach Angaben der US-Regierung die Gesamtinflation im Lebensmittelbereich im niedrigen einstelligen Bereich übertreffen. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens NIQ sind die durchschnittlichen Stückpreise für US-Schokolade in den vier Wochen bis zum 19. April im Vergleich zu den zwei Jahren zuvor um 18 Prozent auf 3,45 Dollar gestiegen. 

Höhere Schokoladenpreise haben bei einigen Lebensmittelherstellern zu Umsatzeinbussen geführt, da die Konsumenten kostenbewusst bleiben. Hershey sagte Anfang des Monats, dass die Preise für alltägliche Schokolade seit Jahresbeginn um 8 Prozent gestiegen sind, während das Volumen um 4,5 Prozent gesunken ist. Mondelez teilte kürzlich mit, dass es sein Schokoladengeschäft umgestaltet, um eine Reihe von Packungsgrössen anzubieten und gleichzeitig die Preise für bestimmte Schlüsselprodukte niedrig zu halten.

(Bloomberg/cash)