"All eyes on RIG" - so lautet der Tenor unter Analysten. Die professionellen Beobachter gehen davon aus, dass das Verkaufsvolumen (RIG) weiter negativ sein wird, nachdem dieser Wert im dritten Quartal ins Minus gefallen war und im letzten Quartal 2022 mit -2,6 Prozent sehr tief war. Die weltweit hohen Inflationsraten und damit verbundenen höheren Preise könnten dafür sorgen, dass volumenmässig weniger verkauft wird. Zudem schlagen dürften sich weiterhin Kapazitätsengpässe im RIG zeigen, vor allem bei Segmenten wie Tierfutter oder Wasser. Ausserdem mache sich auch die anhaltende Portfoliobereinigung beim Volumenrückgang bemerkbar, zusätzlich zur hohen Vergleichsbasis des ersten Quartals 2022 (RIG Q1 2022: +2,4 Prozent).

Gleichzeitig bleibt aber auch die Preisentwicklung im Fokus: Nachdem Nestlé im vierten Quartal 2022 Preiserhöhungen von durchschnittlich +10,1 Prozent vornahm, geht die Finanzgemeinde für das erste Quartal 2023 nun wieder von einem einstelligen Preiswachstum aus. Hierbei verweisen die Analyten auf den bereits hohen Vorjahreswert. Zudem müsse Nestlé vorsichtig vorgehen, um die Preiselasthizität nicht zu verstärken und damit das RIG weiter zu gefährden.

Obwohl bei den ungeraden Quartalen keine Gewinnzahlen genannt werden, dürften Anleger Wert auf Aussagen zu den Profitabilitätserwartungen des Managements für das erste Halbjahr und das Gesamtjahr legen. Der Markt erwartet für das erste Halbjahr noch rückläufige, für das Gesamtjahr dann aber insgesamt steigende Margen.

ZIELE: Nestlé hat bei der Präsentation der Jahreszahlen 2022 die Ziele für das laufende Jahr bekanntgegeben. Das Management erwartet im Gesamtjahr ein organisches Wachstum von 6 bis 8 Prozent und eine EBIT-Marge von 17,0 bis 17,5 Prozent. Beim zugrunde liegenden Gewinn je Aktie zu konstanten Wechselkursen erwartet Nestlé einen Anstieg zwischen 6 und 10 Prozent. Mittelfristig (bis 2025) geht die Unternehmensführung von einer zugrunde liegenden operativen Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent aus. Experten erwarten, dass Nestlé sowohl die kurz- als auch die mittelfristigen Ziele bestätigen wird.

Weiterhin hohe M&A-Aktivitäten

Nestlé hat im vergangenen September angekündigt, sein Erdnussallergiemittel Palforzia ins Schaufenster zu stellen. Der Abschluss dieser "Überprüfung" wird nach den jüngsten Angaben im ersten Halbjahr 2023 erwartet. Ein Update zu dieser Ankündigung wird mit Spannung erwartet.

Laut dem Analysten der ZKB könnten im laufenden Jahr weitere Verkäufe hinzukommen mit einem Gegenwert von 35 bis 52 Milliarden Franken. Auch das Tiefkühlgeschäft - inklusive Buitoni - könnte nach Einschätzung des zuständigen ZKB-Experten für 9 bis 15 Milliarden Franken den Besitzer wechseln. In Kanada wurde das Tiefkühl- und Pizzageschäft bereits verkauft, wie im Februar bekannt wurde.

Nestlé hat im ersten Quartal aber nicht zur verkauft sondern auch zugekauft: So hat die Tierfutter-Tochter Purina etwa in den USA eine Fabrik übernommen.

Die Nestlé-Aktien haben im bisherigen Jahresverlauf gut 8 Prozent gewonnen und markierten am Freitag kurz vor Mittag bei 116,14 Franken gar ein neues Jahreshoch. Die Titel profiteren von der vermehrten Umschichtug in defensive Werte, die durch die Unsicherheit am Markt ausgelöst wird.

(AWP)