Nestlé gewinnt am Donnerstag 0,4 Prozent und notiert knapp über 80 Franken. Damit stellt sie sich gegen den seit Wochen anhaltenden Abwärtstrend. Nach dem Jahreshoch bei 91 Franken im März, sackte die Aktie des Nahrungsmittelkonzerns am Mittwoch um 2,7 Prozent ab. Damit fiel Nestlé erstmals seit Februar wieder unter die 80 Franken-Marke.
Auffällig ist, dass die Kursverläufe des Konkurrenten Danone und beim Partner General Mills ähnliche Tendenzen aufweisen. Beide büssten innerhalb der letzten vier Wochen mehr als 6 Prozent ein.
Gründe dafür gibt es verschiedene. Die Basler Kantonalbank sah gestern einen Zwischenbericht des US-Partners General Mills als Belastungsfaktor für Nestlé, der nicht nach dem Gusto der Anleger ausgefallen sei. Eine Gewinnwarnung von General Mills sei wegen des gemeinsamen Joint-Ventures Cereal Partners zumindest in Teilen auch eine Gewinnwarnung von Nestlé, so die Basler KB.
Es gibt jedoch auch weiterhin interne Belastungsfaktoren. So hat Nestlé weiter Probleme mit seiner Wassersparte und war in Frankreich wegen unerlaubter Betriebspraktiken beim Filtern von Mineralwasser in die Kritik geraten. Auch in Belgien droht wegen ähnlicher Probleme juristischer Ärger. Zudem wurde der Konzern im Kanton Waadt wegen des unerlaubten Einsatzes von Aktivkohlefiltern zu einer kleinen Busse verurteilt.
Essenzieller dürfte jedoch die derzeitige Anlagestrategie der Börsianer sein. Nach einem turbulenten April, wo Zollängste die Runde machten, suchen Anleger wieder vermehrt das Risiko. So erfreuen sich Wachstumstitel einer grösseren Aufmerksamkeit, während defensive Werte wie Nestlé und Co. ihre April-Zuläufe wieder «abgeben müssen». Ein Analyst von Julius Bär verglich die relative Aktienkursentwicklung von Nestlé mit schmelzender Eiscrème an der Sonne, wie der cash insider berichtete.
Der Julius Bär-Experte scheint laut seiner Aussagen langfristig nicht an die Aktien zu glauben: Das Schwergewicht dürfte auch in Zukunft eine unterdurchschnittliche Kursbilanz aufweisen, so der Analyst. Auch die UBS sieht nur begrenztes Kurspotenzial und Bernstein rät laut der Schätzung von anfangs Juni von einem Kauf ab. Allfällige Verbesserungen im Geschäft seien bereits im aktuellen Wert der Aktie eingepreist. Er vergibt ein Kursziel von 85 Franken, ebenso die Basler KB, UBS geht 80 Franken.
Ein Blick auf den Konsensus der weiteren Analystenkollegen gibt ein durchmischtes Bild. Das durchschnittliche Kursziel kommt bei 89,80 Franken zu stehen - mehr als 10 Prozent Aufwärtspotenzial. Die Kauf- und Haltenempfehlungen halten sich derzeit die Waage mit je 12 Experten, während zwei den Titel verkaufen würden.
(cash)