CEO Laurent Freixe äusserte sich optimistisch. «Wir haben im ersten Halbjahr eine gute Leistung erbracht - in einem schwierigen Umfeld», sagte er an einer Telefonkonferenz mit Journalisten am Donnerstag. Trotz Gegenwind in Form von Zöllen, Inflation und ungünstigen Wechselkursen hielt er an den Zielen fürs Gesamtjahr fest: ein höheres organisches Wachstum gegenüber dem Vorjahr und eine operative Marge von mindestens 16 Prozent.

Die Halbjahresbilanz ist eine Bewährungsprobe für den seit letzten September agierenden CEO. Der altgediente Nestlé-Manager Freixe war mit einem Wachstumsversprechen und einer neuen Strategie mit mehr Effizienz und der Konzentration auf Kernmarken angetreten.

An der Börse fiel der Halbjahresbericht aber durch: Um die Mittagszeit notierte der Nestlé-Titel über fünf Prozent im Minus und tauchte auf den tiefsten Stand seit Anfang Jahr. Die Profitabilität fiel zwar deutlich besser aus als erwartet. Und auch das entsprechende Ziel für das Gesamtjahr bestätigte Nestlé. Gleichzeitig gab es aber böse Überraschungen beim Geschäftsgang in China und bei Nestlé Health Science. In beiden Bereichen ergriff Nestlé Massnahmen zur Besserung.

Knall in China-Geschäft

In der Grossregion China sank der Umsatz in der ersten Jahreshälfte organisch um 4,2 Prozent. Nach einem Plus im ersten Quartal verschlechterte sich die Lage im zweiten Quartal rasant. Nestlé baut nun das Führungsteam um und passt sein Geschäftsmodell an. Statt den Vertrieb weiter voranzutreiben, will Freixe die Nachfrage bei den Konsumenten selbst stärken. Für die Besserungen gibt sich der Konzern ein Jahr Zeit.

Zu einer Verlangsamung des Wachstums kam es auch im Vitamin-Geschäft. Der Konzern überprüft nun die günstigen Vitamin- und Nahrungsergänzungsmarken für den Massenmarkt. Dazu zählen Nature's Bounty, Osteo Bi-Flex, Puritan's Pride sowie das US-Eigenmarkengeschäft. Die Prüfung könnte laut dem CEO dazu führen, dass Nestlé sich 2026 von diesen Marken trennt.

Trotz der Rückschläge in China und im Vitamin-Geschäft sieht sich Nestlé auf Kurs, um schwächelnde Einheiten wieder auf Vordermann zu bringen: In den 18 wichtigsten Geschäftseinheiten, die für das Management zu langsam wachsen, sei ein Drittel der Lücke zum Markt aufgeholt worden, hiess es Dazu gehörten Kaffeeweisser in den USA, löslicher Kaffee in Europa, Tiefkühlpizza in den USA, Milo in Asien und Guetzli in Brasilien.

Preise steigen weiter

Insgesamt erzielte Nestlé für den Zeitraum von Januar bis Juni 2025 einen Umsatz von insgesamt 44,2 Milliarden Franken - das sind rund 1,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Grund dafür waren primär negative Währungseffekte wegen des starken Schweizer Frankens.

Das organische Wachstum - also bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte - beschleunigte sich um eine Spur auf 2,9 Prozent gegenüber 2,8 Prozent im ersten Quartal. Dieses Wachstum stammte fast ausschliesslich aus Preiserhöhungen.

Nestlé überwälzte die historisch hohen Kaffee- und Kakao-Rohstoffkosten grösstenteils auf die Kunden. Süsswaren wurden um bis zu 11 Prozent teurer, Kaffee bis zu 6 Prozent. Auch im zweiten Halbjahr dürfte es laut CEO Freixe Aufschläge geben, aber in kleinerem Ausmass.

Das Mengenwachstum brach im ersten Halbjahr auf 0,2 Prozent ein. Im Startquartal lag es noch bei 0,7 Prozent. Im zweiten Jahresviertel war das Wachstum mit 0,4 Prozent deutlich negativ. Dies spiegle die generell schwache Konsumnachfrage und die kurzfristigen Reaktionen der Konsumenten und Kunden auf die Preiserhöhungen wider, erklärte Nestlé. Sprich: Die höheren Preise vergraulten teils Kunden.

Der operative Gewinn ging zurück um rund 7,1 Prozent auf 7,29 Milliarden Franken. Die entsprechende Marge sank auf 16,5 von 17,4 Prozent. Hohe Rohstoffpreise für Kaffee und Kakao, deutlich höhere Ausgaben für Werbung und Markenpflege sowie ungünstige Währungseffekte drückten auf die Margen. Auch der Reingewinn brach um 10,3 Prozent auf 5,07 Milliarden Franken ein.

(AWP)