Ein verändertes Kundenverhalten und mangelndes Interesse von Branchenrivalen könnten Finanzinvestoren als einzige Käufer für das Geschäftsfeld mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Dollar auf den Plan rufen. Und diese sind für ihre harten Verhandlungen bekannt. Der Lebensmittel-Gigant mit einem Umsatz von 250 Milliarden Dollar will sich künftig auf Premium-Marken wie den Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Solgar konzentrieren, die mit wissenschaftlichem Anspruch für sich werben.

Nestle hatte im Juli eine strategische Überprüfung für wachstums- und margenschwache Marken wie Nature's Bounty, Osteo Bi-Flex und Puritan's Pride angekündigt. Das Problem für Nestlé: Kunden greifen im globalen Markt für Nahrungsergänzungsmittel zunehmend zu teureren Produkten mit wissenschaftlich nachgewiesenen Inhaltsstoffen, wie eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey zeigt. Branchenrivalen wie Danone und Unilever signalisieren daher wenig Interesse. Sie bevorzugen ebenfalls Premium-Marken mit klarem Wachstumspotenzial. Einem Insider zufolge sind sie zudem vorsichtig angesichts strenger europäischer Verbraucherschutzregeln, die überzogene Marketingversprechen über den gesundheitlichen Nutzen der Produkte bekämpfen.

Zudem erschweren Marktstruktur und regulatorische Unsicherheiten einen Verkauf. Der 193 Milliarden Dollar schwere Markt für Nahrungsergänzungsmittel ist stark fragmentiert. Keine der zum Verkauf stehenden Marken hält laut Daten von Euromonitor International mehr als 2,1 Prozent des US-Marktes. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die künftige Regulierung in den USA. Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hatte im März angekündigt, das Zulassungsverfahren für neue Lebensmittelzusatzstoffe verschärfen zu wollen. Dieser als «Generally Regarded as Safe» (GRAS) bekannte Prozess erlaubt es Herstellern bislang, neue Inhaltsstoffe ohne eine formale Prüfung durch die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde FDA zu vermarkten. Eine Verschärfung würde die Hürden für neue Produkte erhöhen.

Für Nestlé könnte es somit schwierig werden, den 2021 gezahlten Kaufpreis von 5,75 Milliarden Dollar wieder zu erzielen. Trotz der Probleme lockt das enorme Potenzial des Marktes, der laut dem Marktforschungsunternehmen Grand View bis 2033 auf über 414 Milliarden Dollar anwachsen soll. Dies könnte Finanzinvestoren auf den Plan rufen, erklärt Alex Evans von der Beratungsfirma L.E.K. Consulting. Diese dürften jedoch den Preis drücken, da sie nicht die gleichen Kosteneinsparungen wie ein strategischer Käufer aus der Branche erzielen können. «Private Equity scheint die wahrscheinlichste Option zu sein, und ja – die Bewertungen könnten darunter leiden», sagte Kai Lehmann, Portfoliomanager beim Nestlé-Aktionär Flossbach von Storch.

(Reuters)