Was ist der Unterschied zwischen den Nobelferienorten Gstaad und St. Moritz? Gstaad liegt im Berner Oberland und ist fast komplett aus chaletartigen Gebäuden errichtet: St. Moritz liegt im Oberengadin und hat wegen der vielen Betonbauten auch schon Kritik auf sich gezogen.
Aber es gibt noch eine weitere Disparität zwischen diesen beiden Tummelplätzen reicher, schöner und erfolgreicher Menschen: Die Liegenschaftspreise. Es beginnen sich Unterschiede zu zeigen, und zwar nicht zum Vorteil von St. Moritz.
Als «historisches Chalet» bezeichnete Luxusimmobilie in Gstaad (Alle Bilder: Engel & Völkers).
Laut dem grossen deutschen Immobilienbüro Engel & Völkers werden in Gstaad neue Höchstpreise bezahlt. An den begehrtesten Lagen "Oberbort" und "Wispile" – etwas abseits vom betriebigen Dorfkern – verzeichnete Engel & Völkers Preise für Villen und Chalets von bis zu 90 Millionen Franken. Bei luxuriösen Eigentumswohnungen bewegen sich die Quadratmeterpreise auf bis 60'000 Franken.
Der Preistrend nach oben wird laut dem Hamburger Liegenschaftsvermittler anhalten. Das beeinflusst auch die Immobilienpreise in den umliegenden Orten Bissen, Saanen und Rougemont. Die Ferien- und Zweitwohnsitze, die in jenem Teil des Berner Oberlands übrigens zu 80 Prozent von Ausländern teils als Kapitalanlage gekauft werden, sind dort aber noch günstiger zu haben als in Gstaad selber.
Für den Quadratmeter wird bei einer Eigentumswohnung aber auch schon 38'000 Franken hingeblättert. Vor allem Saanen werde bei jüngeren Käufern immer beliebter.
So sieht es im Innern des Gstaader Luxuschalets aus.
In St. Moritz handeln die begehrtesten Objekte bei bis zu 50 Millionen Franken. Die beste Lage ist hier der Suvrettahang an der Südseite des Piz Nair, wohin die reichen Immobilienbesitzer von Dorfzentrum aus mit ihren Luxus-SUVs ebenfalls ein gewisses Stück zurücklegen müssen.
In St. Moritz gelten als wichtigste Kriterien ein unverbauter Blick auf die Alpen und Privatsphäre. Gekauft werden St. Moritzer Luxushäuser mehrheitlich von Deutschen und Italienern.
Engel & Völkers schreibt, dass sich die Preise für Objekte im St. Moritzer Topsegment "auf hohem Niveau bewegen". Von einer Steigerung der Preise ist nicht die Rede. Dies verwundert nicht, denn auch in anderen Studien und Vergleichen der vergangenen Monate war die Rede davon, dass St. Moritz bei Immobilien nicht mehr top sei. Das Thema ist nicht ganz neu, wie folgender Tweet aus dem Jahr 2016 zeigt:
#Immobilien: Die Ladenhüter in den Schweizer Alpen https://t.co/tdsDEn8c85 @azmedien #Luxus #Ferienwohnung #Ferienhaus #Sothebys #StMoritz pic.twitter.com/zQvwOGcc34
— homegate.ch (@homegate_Deu) November 28, 2016
Während Gstaad auch bei den weniger teuren Objekten die Preise noch leicht gestiegen sind, haben sie in St. Moritz nachgelassen. Das Immobilienunternehmen Knight Frank aus England beobachtete vergangenes Jahr eine Rückgang von 10 Prozent. Die Zahl an ausgeschriebenen Objekten ist gestiegen.
Der Oberengadiner Ort erfährt eine Preiskorrektur nach einem jahrelangen Anstieg der Preise. Mitte 2017 machte eine UBS-Studie die teuersten Ferienwohnungen der Alpen noch in St. Moritz aus, warnte aber schon damals davor, dass die Preise sich abkühlten.
"Mythos Gstaad" - lesen Sie zum Thema auch den Artikel in der neuen Ausgabe der "Bilanz". Sie erscheint am kommenden Freitag.