Den Aktionärinnen und Aktionären von ABB bietet sich in diesen Tagen ein ungewohntes Bild: Mit einem Kursplus von 24 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Aktie des schweizerisch-schwedischen Industriekonzerns erstmals seit Jahren wieder zu den Gewinnern aus dem Swiss Market Index (SMI). Den Dividendenabgang von Ende März aufgerechnet, sind es sogar fast 27 Prozent.

Auch bei den Banken und ihren Analysten steht ABB vermehrt wieder in der Gunst. Immerhin 8 von 25 Banken preisen die Aktie zum Kauf an, wie Erhebungen von AWP zeigen. Das sind so viele wie seit Jahren nicht mehr.

Seit dem frühen Freitagmorgen sind es sogar neun Banken, stuft die HSBC die ABB-Aktie in einer Studie zu den europäischen Investitionsgüterherstellern doch von "Hold" auf "Buy" herauf. Neuerdings lautet das Kursziel 35 (zuvor 27) Franken.

Die Autoren der Studie sind sich einig, dass der Industriekonzern unter Firmenchef Björn Rosengren wieder zur alten Stärk zurückfinden kann. Rosengren würde dann gelingen, was seinen Vorgängern wie Ulrich Spiesshofer oder Joe Hogan in all den Jahren verwehrt blieb.

Steigt der Aktienkurs auf die einst vorausgesagten 35 Franken?

Ausserdem wähnen die HSBC-Analysten die verarbeitenden Industrien vor einem neuen Investitionszyklus. Davon sollte auch ABB profitieren und zwar sowohl in der Automation, als auch in der Strominfrastruktur und in der Robotik.

Mit 35 Franken liegt das Kursziel der Grossbank genau dort, wo der Grossaktionär Cevian Capital bei seinem Einstieg im Frühsommer 2015 den rechnerischen fairen Wert der ABB-Aktie vermutete. Dabei stützte sich der für seine aktive Einflussnahme berüchtigte Finanzinvestor auf die Summe der einzelnen Unternehmensteile ab.

Zur Zerschlagung des Industriekonzerns kam es dann zwar nicht. Allerdings trennte man sich auf Druck aus dem Grossaktionariat aber immerhin vom Stromübertragungsgeschäft. Dieses wurde für gut 7 Milliarden Dollar an die japanische Hitachi verkauft. Mit dem Erlös kauft ABB noch heute eigene Aktien zurück.

HSBC ist übrigens nicht die einzige Bank, welche die ABB-Aktie auf die besagten 35 Franken steigen sieht. Goldman Sachs rechnet über die nächsten 12 Monate gar mit Kursen von bis zu 39 Franken. Impulse sieht die US-Investmentbank dabei auch vom möglichen Börsengang der E-Mobility-Sparte ausgehen (cash berichtete).