Die Erwartungen an den neuen ABB-Chef Björn Rosengren sind erdrückend hoch. Und nun das: Nur wenige Wochen nach seinem Wechsel an die Spitze des schweizerisch-schwedischen Industriekonzerns zwingen ihn die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie zu einer Ergebniswarnung für das erste Quartal.

Nicht zuletzt auch aufgrund des schwachen Ölpreises sei im Jahresvergleich über alle Geschäftsbereiche hinweg mit einer rückläufigen Umsatz- und Margenentwicklung zu rechnen, so lässt sein Arbeitgeber die Aktionäre am frühen Montagmorgen wissen. Gleichzeitig setzt das Unternehmen die im Februar kommunizierten Zielvorgaben für das Gesamtjahr aus.

Völlig unerwartet kommen diese Aussagen zwar nicht, hatten zuvor doch auch schon andere Investitionsgüterunternehmen wie etwa der Aufzug- und Lifthersteller Schindler vor den Folgen der Coronavirus-Pandemie gewarnt. Anders als bei anderen Unternehmen blieben bei ABB in den letzten Wochen grössere Gewinnschätzungsreduktionen seitens von Analysten aus. Dementsprechend gross ist Beobachtern zufolge der Anpassungsbedarf.

Dass die ABB-Aktie zur Stunde 5,7 Prozent oder 1 Franken auf 16,65 Franken verliert, ist nicht zuletzt auch auf den Dividendenabgang von 0,80 Franken je Titel zurückzuführen.

Kepler Cheuvreux senkt den Daumen

Wie die Bank Vontobel schreibt, war schon eine ganze Weile klar, dass die Coronavirus-Pandemie signifikante Auswirkungen auf das Tagesgeschäft des schweizerisch-schwedischen Industriekonzerns haben dürfte. Gerade im Geschäft mit Industrierobotern scheinen die Auswirkungen bisweilen jedoch unterschätzt worden zu sein. Und obwohl das Unternehmen selbst mit Sparmassnahmen dagegen angehen will, wird Vontobel die Schätzungen unter negativen Vorzeichen überarbeiten. Die Aktie wird weiterhin mit "Hold" eingestuft, das Kursziel von 20,50 Franken vermutlich gesenkt.

Noch einen Schritt weiter geht Kepler Cheuvreux. Der Broker quittiert die Umsatz- und Gewinnwarnung mit einer Herunterstufung der Aktie von "Buy" auf "Hold". Nach einer Reduktion der Schätzungen lautet das Kursziel neuerdings noch 19 (zuvor 26) Franken.

Nachdem ABB schon in China von der Pandemie betroffen gewesen sei, setze sich die Welle nun in anderen Märkten fort, so ergänzt die Zürcher Kantonalbank. Auch sie will ihre Schätzungen senken. Bis dahin stuft sie die Aktie mit "Marktgewichten" ein.

Die Aktie des schweizerisch-schwedischen Industriekonzerns hat sich in den vergangenen zwei Wochen zwar wieder etwas von ihren langjährigen Tiefstkursen bei 14 Franken nach oben gelöst. Allerdings trennen sie noch immer fast 30 Prozent von ihrem Stand von Ende Dezember.