"Wir wissen, dass wir uns hinsichtlich der Ertrags-, Kosten- und Kapitalstruktur weiter verändern müssen", schrieb Sewing am Montag in einem Brief an die rund 100'000 Mitarbeiter der Deutschen Bank. "Wir werden deshalb genau analysieren, wie wir uns in dem schwierigen Marktumfeld aufstellen wollen." Das Institut wolle sich in bestimmten Bereichen verstärken, sich aber aus Geschäftsfeldern zurückziehen, in denen nicht ausreichend rentabel gearbeitet werden könne.

Sewing kündigte an, er werde "harte Entscheidungen treffen und umsetzen". Das Führungsteam werde nicht mehr akzeptieren, dass Ziele auf der Kosten- und Ertragsseite verfehlt würden. So sei es nicht verhandelbar, dass die bereinigten Kosten in diesem Jahr 23 Milliarden Euro überstiegen. "Rückschläge wie im vierten Quartal 2017 dürfen sich unter keinen Umständen wiederholen." Mit Blick auf die Erträge müsse die Deutsche Bank ihre "Jägermentalität" zurückgewinnen. Die Messelatte müsse in allen Geschäftsbereichen höher gelegt werden. "Unser Start in das Jahr war solide, aber 'solide' darf nicht unser Anspruch sein." Es sei selbstverständlich, dass das Geldhaus wieder profitabel sein müsse.

Sewing übernahm am Sonntag mit sofortiger Wirkung den Chefposten vom bisherigen CEO John Cryan. Der Westfale ist seit über 25 Jahren bei der Deutschen Bank und gilt als bestens vernetzt. Als Chef der internen Revision und Risikomanager hatte er auch Gelegenheit den Investmentbankern auf die Finger zu schauen.

An der Börse kommt der Wechsel an der Führungsspitze bei Deutschlands grösster Bank gut an. Die Aktien stieigen bis am frühen Nachmittag um 2,4 Prozent. Wichtig sei nun, dass der neue Vorstand eine klare Strategie definiere und diese mit allen Konsequenzen umsetze, sagen die Analysten der US-Bank J.P. Morgan. Vor allem auf der Kostenseite sollte Sewing zügig den Rotstift ansetzen.

(Reuters)