Nur rund zwei Wochen nach seinem offiziellen Amtsantritt hat Navatril bereits ein grösseres Sparpaket inklusive Stellenabbau angekündigt. Neben Kosteneinsparungen setzt er den Fokus auf eine Steigerung des Wachstums.

«Das interne Realwachstum hat für uns oberste Priorität», sagte der CEO an einer Telefonkonferenz mit Journalisten zu den Neunmonatszahlen. Dazu habe man die Investitionen zielgerichtet gesteigert, und dabei schon erste Ergebnisse erzielt. «Jetzt müssen wir noch mehr leisten, schneller handeln und unsere Wachstumsdynamik beschleunigen.»

Nestlé will laut dem CEO in Zukunft jenen Geschäftsopportunitäten und -bereichen den Vorrang geben, die das höchste Renditepotenzial haben. Als Beispiele nannte er Menüs für Heissluftfritteusen und kalten Kaffee. Das Portfolio reagiere sehr schnell auf Investitionen, wie auch die Wachstumsbeschleunigung im dritten Quartal zeige.

Überhaupt wolle man bei grossen Investitionen «entschlossener» vorgehen. Die Innovationskraft soll damit erhöht werden, um Wachstum und Wertschöpfung zu beschleunigen. Allzu konkret wurde er dabei allerdings noch nicht.

Leistungskultur gefordert

Der neue Konzernchef wendet sich indirekt auch an sein Personal. Er fordert nämlich «eine auf Leistung ausgerichtet Kultur, welche den Verlust von Marktanteilen nicht akzeptiert und Erfolg belohnt». Dazu gehöre auch «mehr Ambition» bei den Innovationen. Auch einen Entwicklungssprung in den Bereichen Marketing und Konsumentenkenntnisse soll es geben.

Neben Wachstum will Navratil aber auch die Kosten angehen. In den nächsten zwei Jahren ist ein globaler Personalabbau von etwa 16'000 Stellen geplant, was knapp 6 Prozent der knapp 280'000 Nestlé-Stellen entspricht. Neben 12'000 Büroangestellten sollen weitere 4000 Stellen in der Produktion abgebaut werden.

In der Vergangenheit sei Nestlé bei solchen Veränderungen nicht sehr transparent gewesen, sagte Navratil. Er wolle nun Transparenz herstellen. Der Abbau betreffe alle Märkte und Funktionen und beinhalte auch das Hauptquartier in Vevey, sagte er auf eine entsprechende Frage. In welchen Regionen wie viele Stellen abgebaut werden, könne er allerdings noch nicht beziffern. Dazu müssten auch erst die Konsultationen mit den Sozialpartnern durchgeführt werden. Die Details würden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

Mit dem Stellenabbau sollen jährliche Einsparungen von 1,0 Milliarden Franken bis Ende 2027 erzielt werden, was einer Verdoppelung der den ursprünglich geplanten 0,5 Milliarden entspricht. Die damit verbundenen einmaligen Restrukturierungskosten werden mit rund 2 Milliarden Franken beziffert.

Dividendenpolitik soll beibehalten werden

Klare Ansagen gibt es auch bereits zur Dividendenpolitik. In Investorenkreisen war zuletzt befürchtet worden, dass die Politik der letzten 30 Jahre - jedes Jahr eine höhere Dividende pro Aktie - wegen der stark gestiegenen Verschuldung gefährdet sein könnte. Nun sagt der CEO: «Unsere langjährige Dividendenpolitik wollen wir beibehalten.»

Dies soll möglich sein, indem der freie Cashflow (FCF) in Franken in «konstant über dem Dividendenwachstum» liegt. Für das laufende Jahr 2025 wird ein FCF von 8 Milliarden Franken angepeilt, der sich 2026 weiter erholt.

(AWP)