Sie mögen ihn nicht - aber Investoren an der Wall Street bereiten sich auf das wohl Unvermeidliche schon vor. Zu gross ist der Vorsprung des Ex-Rappers Zohran Mamdani in Umfragen vor der Bürgermeisterwahl in New York am Dienstag. Der 34-Jährige indischer Abstammung, geboren in Uganda, hat viele Anhänger in dem Schmelztiegel.

Sein Programm ist links: höhere Steuern für die Reichsten der Stadt, Einfrieren bestimmter Mieten und die Ausweitung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus. Das schürt in der Finanzwelt Sorgen. Firmen könnten New York verlassen, wenn die Stadt wirtschaftsfeindlich werde, sagte etwa Cromwell Coulson, Chef der Handelsplattform OTC Markets Group.

In seinem früheren Leben sorgte Mamdani als Musiker mit provokanten Videos und Auftritten etwa mit der Hip-Hop-Legende RZA für Aufsehen. 2020 kandidierte er aber mit Erfolg für einen Sitz im Abgeordnetenhaus des Bundesstaates New York. Dort vertritt er den Stadtteil Queens, in dem die meisten Einwohner indischer Abstammung leben. In Steuerunterlagen lässt er sich dennoch weiter unter anderem als «selbstständiger Rapper» führen und bezieht auch Tantiemen für seine Musik etwa unter den Künstlernamen «Mr. Cardamom».

Vielen Finanzgrössen ist er nicht geheuer. Der Investor Bill Ackman etwa warnte, Mamdanis Pläne seien wirtschaftsfeindlich. Das werde Arbeitsplätze vernichten und Unternehmen in die Flucht schlagen. Ackman spendete eine Million Dollar an eine Gruppe von Gegnern Mamdanis. Der Milliardär Dan Loeb unterstützte Anti-Mamdani-Initiativen mit Hunderttausenden Dollar. Der Chef der Investmentbank Lazard, Peter Orszag, sagte, man hoffe, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht eintreten würden.

Telefonat mit JPMorgan-Chef Dimon

Besonders die Immobilienbranche sorgt sich. Mamdanis Pläne zum Mietenstopp hätten viele Vermieter und Kreditgeber verschreckt, sagte Paul Rahimian vom Immobilienfinanzierer Parkview Financial. Sein Unternehmen warte deshalb bei neuen Krediten in New York bis nach der Wahl ab. Mamdani lässt aber Wirtschaftsvertreter nicht links liegen. Er traf sich bereits mit diversen Vorständen und im Sommer telefonierte er mit dem Chef der Bank JPMorgan, Jamie Dimon. Zudem soll zur Vertrauensbildung ein Beirat aus Wirtschaftsführern eingerichtet werden.

Mamdani liegt in Umfragen klar vor seinem Hauptkonkurrenten, dem Ex-Gouverneur Andrew Cuomo. Dieser tritt als unabhängiger Kandidat an, nachdem er in der Vorwahl der Demokraten gegen Mamdani verlor. Der Republikaner-Kandidat Curtis Sliwa liegt auf Rang drei. Mamdani wird von wichtigen Demokraten unterstützt, darunter Ex-Präsident Barack Obama und Ex-Vizepräsidentin Kamala Harris. Sein Aufstieg birgt für die Demokratische Partei nach dem Wahlkampf-Desaster von Ex-Präsident Joe Biden und der Wahlschlappe von Harris gegen Donald Trump auf nationaler Ebene Chancen - aber auch Risiken. Mamdani spricht junge Wähler an - seine Kritik an Israel und sein «demokratischer Sozialismus» könnte die Demokraten aber anfälliger für Angriffe der Republikaner machen.

Demokraten hoffen auf Rückenwind durch New Jersey

Für Demokraten und Republikaner gleichermassen ist der Dienstag noch aus einem anderen Grund wichtig, denn an dem Tag wird in New Jersey ein neuer Gouverneur gewählt. Dies gilt als wichtiger Stimmungstest für die Präsidentschaft von Donald Trump. Im Rennen sind die Demokratin Mikie Sherrill und der Republikaner Jack Ciattarelli.

In den meisten Umfragen liegt die 53-jährige Kongressabgeordnete und ehemalige Marinehubschrauber-Pilotin mit etwa fünf Prozentpunkten vor Ciattarelli. Die Demokraten hoffen auf einen Sieg, um neuen Schwung für die Zwischenwahlen zum Kongress im kommenden Jahr zu erhalten. Eine Niederlage Sherrills im traditionell eher demokratisch wählenden New Jersey wäre für die Partei ein herber Rückschlag.

Der amtierende demokratische Gouverneur Phil Murphy darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren. Führende Demokraten wie die Gouverneure Gretchen Whitmer und Josh Shapiro sowie Obama werben für Sherrill. Trump wiederum unterstützt Ciattarelli.

(Reuters)