33,4 Prozent versus 3,4 Prozent. So der Vergleich der Kursgewinne seit Januar bei Accelleron und Burckhardt Compression. Die Zahlen verdeutlichen die Marktposition der beiden Schweizer Unternehmen. Während «Börsenjüngling» Accelleron als Wachstumsaktie angesehen wird, ist Burckhardt eher der stille Überflieger der letzten Jahre.

Dafür spricht der längerfristige Vergleich: Seit dem Börsengang im Oktober 2022 stiegen die Aktien von Accelleron um 258 Prozent. Die Titel der Winterthurer dagegen kommen auf ein Kursplus von 72 Prozent. Der SMI verzeichnet innerhalb dieser fast drei Jahre einen Gewinn von nur 12 Prozent.

Die Bank Berenberg setzt bei einem Vergleich der beiden Titel denn auch bei deren Bewertung an. Die höhere Umsatzprognose von Accelleron sei zwar positiv, die Aktie werde aber mit einer Prämie von rund 75 Prozent im Vergleich zu Burckhardt gehandelt. In anderen Worten: Anleger zahlen rund 75 Prozent mehr als für vergleichbare Zahlen bei Burckhardt. Er ziehe deshalb letztere vor, schreibt der Analyst.

Als Kennzahl für die Bewertung dient üblicherweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Dieses beträgt bei Burckhardt gut 21, während Accelleron bei knapp 45 liegt. Somit ist Accelleron mehr als doppelt so hoch bewertet wie Burckhardt. Der Unterschied dürfte auf das hohe erwartete Wachstum bei​​​​​​​ Accelleron zurückzuführen sein. Burckhardt ist im Vergleich günstiger, jedoch innerhalb der branchenüblichen Bandbreite.

Kursentwicklungen von Burckhardt und Accelleron.

Wachstum als Treiber

Der Analyst hatte die Abdeckung von Burckhardt im Oktober letzten Jahres mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel über dem damaligen Rekordhoch von 734 Franken aufgenommen. Damals lobte er den makellosen Leistungsausweis der letzten Jahre, genauso wie die künftigen Wachstumsaussichten. 

Diese sind in der Branche nach wie vor gut. So erhöhte beispielsweise Accelleron diese Woche die Umsatzprognose für das laufende Jahr. Der Turboladerhersteller erwartet eine Fortsetzung der positiven Dynamik in den Schifffahrts- und Energiemärkten im zweiten Halbjahr, vorausgesetzt, es kommt zu keinen wesentlichen negativen Änderungen des aktuellen US-Zollregimes. 

Das dürfte auch Burckhardt zugutekommen. Der Kolbenkompressorenhersteller hatte bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr Wachstum im Neumaschinengeschäft verkündet, dank einer «führenden Position» in wachsenden Teilsegmenten des Marktes. Namentlich erwähnt wurden Marineanwendungen wie LPG-, Ammoniak- und LNG-Tanker. Auch sei die Nachfrage nach Hyperkompressoren zur Herstellung von Ethylen-Vinylacetat, das es für Solarmodule braucht, hoch geblieben. 

Mittlerweile sieht der Berenberg-Experte die Aktie bei 800 Franken und markiert damit die Höchstmarke. Im Durchschnitt erwarten Analysten Kurse von 730 Franken - also 8,4 Prozent Aufwärtspotenzial. Fünf Experten sprechen eine Kaufempfehlung aus, während drei die Titel halten würden und nur jemand sich für den Verkauf ausspricht.

Bei Accelleron sind es ebenfalls fünf Kaufempfehlungen, jedoch noch ein Experte mehr, der «Halten» empfiehlt. Die elf Analysten betrachten einen Preis von 56,41 Franken als realistisch, wonach die Titel derzeit kein Aufwärtspotenzial mehr bieten. Einzig Oddo BHF liegt mit dem Kursziel von 71 Franken über dem derzeitigen Preisniveau. 

Eine Frage des Fokus

Die Wahl der Aktie scheint also einmal mehr eine Frage des Fokus zu sein. Wachstumsgetriebene Anleger setzen vermutlich trotz des «hohen Preises» auf Accelleron, da die Rallye von 258 Prozent Zuwachs seit dem Börsengang möglicherweise weiter geht. Gleichzeitig dürften langfristig orientierte Investoren bei Burckhardt gut aufgehoben sein. Der Konzern profitiert von starken Auftragseingängen und einem margenstarken Servicegeschäft. 

Ausserdem winkt eine attraktive Dividendenpolitik als Belohnung für die Treue. Für 2025 beträgt die Dividende 18,00 Franken, verkündete Burckhardt Anfang Juli. Das entspricht einer Rendite von 3,04 Prozent (Vorjahr: 2,74 Prozent) und ist ausserdem 16,13 Prozent mehr als noch 2024.

Zum Vergleich: Accelleron kommt im letzten Jahr auf eine Dividendenrendite von 1,82 Prozent und schüttet 0,79 Franken pro Aktie aus. So oder so: Der Berenberg-Experte betont, dass beide Unternehmen «hervorragende Beispiele» für die Innovationskraft von Schweizer Firmen seien.

(cash)