"Das Börsenumfeld wird ruppiger und rauer", prognostizierte Bantleon-Investmentchef Harald Preissler  jüngst im cash-Börsen-Talk eine eher ungemütliche Börsenentwicklung für den weiteren Jahresverlauf. Er erwartet zwischenzeitliche Korrekturen von 20 bis 25 Prozent und eine Seitwärtsbewegung der Märkte oder gar eine leicht negative Performance bis Ende Jahr.

Ungemütlich verläuft die Börsenentwicklung für Schweizer Anleger bereits jetzt: Der Swiss Market Index (SMI) hat seit Jahresbeginn 5 Prozent eingebüsst. Im weltweiten Vergleich schafft es die Schweizer Börse damit unter die schlechtesten fünf Aktienmärkte 2018 (zur Übersicht der Top- und Flop-Börsenplätze).

Währung und Schwergewichte als Belastung

Das schlechte Abschneiden der Schweiz ist auf zwei Hauptgründe zurückzuführen: Einerseits ist der Schweizer Franken in diesem Jahr zum Dollar (+4,4 Prozent) und Euro (+1,7 Prozent) wieder deutlich stärker geworden, was Schweizer Exportfirmen belastet. Andererseits drücken operative Probleme der beiden Schwergewichte Nestlé (hohe Kosten wegen Umstrukturierung) und Roche (Umsatzeinbussen durch Patentabläufe von Schlüsselmedikamenten) auf die Performance. Sie beide haben 2018 bisher je 10 Prozent an Wert eingebüsst.

Aber es gibt noch schlechtere Börsen: Auf dem letzten Platz befindet sich mit minus 22 Prozent Performance der Exot Mauritius. Der Inselstaat im Indischen Ozean hat einen Aktienmarkt mit extrem dünnem Volumen. Die dort ansässige Immobilienfirma Greenbay Properties hat in diesem Jahr aufgrund von Problemen in der Branche ihren Börsenwert halbiert und damit einen Grossteil des hohen Verlustes zu verantworten.

Auf dem zweitletzten Platz liegt mit minus 12 Prozent der letztjährige Börsenüberflieger Zimbabwe: Das Land ist politisch und wirtschaftlich instabil. Gewaltige Schwankungen an der Börse sind hier an der Tagesordnung.

Zwischen Zimbabwe und die Schweiz drängen sich noch zwei Industrienationen: Grossbritannien (Börse -6 Prozent) und Neuseeland (-7 Prozent). Während in Grossbritannien Unsicherheiten bezüglich der Brexit-Umsetzung auf die Performance drücken, dürfte in Neuseeland die Politik eine Rolle spielen: Ende 2017 wurde die 37-jährige Jacinda Ardern von der Labour-Partei zur neuen Premierministerin gewählt, was einem Linksrutsch gleichkam. Unter ihr befürchten Anleger einen weniger marktfreundlichen Kurs oder gar eine wirtschaftliche Rezession.

Kasachstan und Russland im Hoch

Doch bei weitem nicht überall zeigt sich der Aktienmarkt 2018 in rot: Der Frontier-Markt Kasachstan erlebt mit plus 20 Prozent gar eine richtiggehende Börsenrallye, nachdem der Markt schon im Vorjahr 70 Prozent empor stieg. Die Abhängigkeit zur Erdöl- und Erdgasförderung ist allerdings hoch, was ein Klumpenrisiko darstellt. Immerhin gibt der stabilisierte Erdölpreis der Wirtschaft derzeit wieder halt. Der zentralasiatische Staat bemüht sich seit einigen Jahren stark, investorenfreundliche Reformen umzusetzen, um die Wirtschaft breiter aufzustellen. Gelingt das, könnten dem Land weitere Jahre mit hohem Wachstum bevorstehen.

Auch Kasachstans Nachbar Russland (+14 Prozent) erlebt eine positive Phase, nachdem sich die Börse 2017 noch seitwärts bewegte. Wer im russischen Markt investiert, muss mit geopolitischen Risiken rechnen. Diese machen russische Aktien gleichzeitig aber auch günstig, trotz bereits eingesetztem Anstieg. Am 18. März dürfte Wladimir Putin für die Amtszeit von 2018 bis 2024 als Präsident deutlich wiedergewählt werden. Dieser steht zwar häufig in der Kritik, verleiht dem Land jedoch immerhin eine gewisse politische Stabilität.

Die russische Regierung übt seit einigen Jahren auf staatseigene Unternehmen Druck aus, die Dividendenzahlungen von 25 auf 50 Prozent des Gewinns zu steigern. Dies, um mehr Geld für die Sanierung des russischen Staatshaushalts zur Verfügung zu haben. Eine Massnahme, die einigen Firmen zwar missfällt, aber gleichzeitig die Dividendenrendite nach oben drückt: Beim Erdgasförderer Gazprom beträgt diese derzeit 5,5 Prozent, beim Mineralölkonzern Lukoil 5,3 Prozent und bei der Fluggesellschaft Aeroflot gar 8 Prozent.

Mit Finnland (+8 Prozent) erreicht nur gerade ein einziges Industrieland die Top Ten der Bestperformer 2018. Und die Skandinavier haben als Börsen-Zugpferd einen altbekannten Namen: Nokia. Von 1998 bis 2011 war die Firma führender Mobiltelefonhersteller, ehe man den Anschluss verpasste. Doch Nokia betätigt sich inzwischen als Netzwerkausrüsterin für Telecom-Firmen. Man will in der 5G-Technologie ein entscheidendes Wörtchen mitreden. Das weckt nun plötzlich auch wieder Anleger-Fantasien: Die Aktie hat 2018 bereits 20 Prozent zugelegt.

Performance der Aktienindizes weltweit

Die besten 10 Börsen 2018Die schlechtesten 10 Börsen 2018
LandPerformance seit 1.1.18LandPerformance seit 1.1.18
Kasachstan+20%Mauritius-22%
Jordan+14%Zimbawe-12%
Russland+14%Neuseeland-7%
Brasilien+13%Grossbritannien-6%
Pakistan+10%Schweiz-5%
Rumänien+9%Irland-5%
Nigeria+9%Kanada-4%
Kenya+8%Japan-4%
Finnland+8%Deutschland-3%
Vietnam+7%Indien-3%

Quelle: MSCI, Stand 23.02.2018 
Info: Alle Werte in Lokalwährungen und als Preisindex. Berücksichtigt wurden jeweils Standardwerte (Large+Mid Caps) der verschiedenen MSCI-Länderindizes. MSCI-Indizes sind weltweit akzeptiert und dienen häufig als Benchmark für Fonds oder als Grundlage für passive Indexfonds (ETF).