Die LGT Bank ist in der Schweiz nur eine kleine Nummer. Allerdings ist sie in diesen Tagen die erste, welche ihre Schlüsselkaufempfehlungen für das unmittelbar bevorstehende dritte Quartal kommuniziert.

Und um es vorwegzunehmen: Die Favoriten unter den im Swiss Performance Index berücksichtigten Aktien sind nicht alltäglich, weil an der Börse nicht unumstritten - mit einer Ausnahme. Es sind die folgenden:

Adecco: Die LGT-Strategen zeigen sich zuversichtlich, dass der führende Stellenvermittler langfristig als Gewinner der Konsolidierung in der Industrie, der steigenden Nachfrage nach Auslagerungen von HR-Prozessen und des Trends in Richtung temporär angestellter Arbeitskräfte hervorgehen wird. Ausserdem könnte das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte eine Spezialdividende ankündigen, so lautet ihre Einschätzung.

Allerdings ist der Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union nicht ohne für Adecco. Der Stellenvermittler erzielt geschätzte 11 Prozent des Umsatzes im Inselreich. Analysten zufolge schmälert der Brexit das zuletzt sonst schon nachlassende organische Umsatzwachstum um 100 bis 200 Basispunkte.

Schlusskurs Mittwoch: 49,09 Franken / 52-W-Höchst: 83,95 Franken / 52-W-Tiefst: 47,03 Franken

Aryzta: Die Experten räumen zwar ein, dass das Sentiment gegenüber dieser Aktie nach dem überraschenden Aktienverkauf durch den Konzernchef und höher als erwartet ausgefallenen Restrukturierungskosten getrübt ist. Sie erachten die negative Kursentwicklung der letzten Monate jedoch als übertrieben. Denn wie sie weiter schreiben, scheint die Phase der grossen Firmenübernahmen vorbei und eine Wachstumsbeschleunigung wahrscheinlich. Darf man den LGT-Strategen Glauben schenken, dann wird beim Hersteller von Tiefkühlbackwaren nach der Jahresergebnispräsentation vom 27. September alles besser.


Die Kursentwicklung der Aryzta-Aktie seit dem 1. März 2016, Quelle: www.cash.ch

Auch wenn die Phase grosser Firmenkäufe vorbeisein sollte, sitzt Aryzta noch immer auf einem hohen Goodwill aus früheren Übernahmen. Nach dem Brexit hat die latent vorhandene Wahrscheinlichkeit eines ausserordentlichen Abschreibers weiter zugenommen. Ein weiterer Schwachpunkt ist das Nordamerika-Geschäft. Dieses wird derzeit gerade auf neue Beine gestellt, was unerwartet stark auf die Absatzvolumen drückt.

Schlusskurs Mittwoch: 34,64 Franken / 52-W-Höchst: 53,50 Franken / 52-W-Tiefst: 33,81 Franken

Ascom: In Erwartung eines Verkaufs des Bereichs Network Testing und einer zukünftigen Ausrichtung auf Lösungen im Gesundheitswesen, wähnen die Experten die Aktie des Berner Telekommunikationskonzerns vor einer Kurserholung. Viel versprechen sie sich auch vom neuen CEO Holger Cordes, der über ein fundiertes Wissen und langjährige Erfahrung im zukünftigen Kerngeschäft verfügt.

In den vergangenen sechs Monaten sah sich Ascom gleich zweimal zu einer Gewinnwarnung gezwungen. Beide Male fand die Aktie ziemlich schnell wieder Boden. Das mag nicht zuletzt mit der in zwei Schritten auf 5,02 Prozent aufgestockte Beteiligung von Veraison zu tun haben. Der Grossaktionär hat den ehemaligen Sonova-Chef Valentin Chapero in den Verwaltungsrat eingebracht. Aufgrund der gedrückten Erwartungshaltung halten die LGT-Strategen eine weitere Gewinnwarnung für unwahrscheinlich.

Schlusskurs Mittwoch: 15,65 Franken / 52-W-Höchst: 20,85 Franken / 52-W-Tiefst: 14,35 Franken

Bucher Industries: Als Kaufargument wird in erster Linie die strukturell steigende Agrarnachfrage angeführt. Die Experten erachten das Unternehmen im Bereich qualitativ hochwertiger Landwirtschaftsmaschinen als gut positioniert, um davon profitieren zu können. Da das Industriekonglomerat zwischen den einzelnen Divisionen nur geringe Synergien aufweise, bestehe zudem die Möglichkeit einer tiefgreifenden Portfolio-Überprüfung, so heisst es weiter.

Der Abschwung in der Landwirtschaft macht Bucher allerdings schon eine ganze Weile das Leben schwer. Ein Sorgenkind bleibt zudem der margenschwache Bereich Emhart Glass. Ob die schon seit Monaten über weite Strecken stabile Bucher-Aktie im dritten Quartal zu neuem Leben erwacht, bleibt deshalb fraglich.

Schlusskurs Mittwoch: 223,60 Franken / 52-W-Höchst: 247,60 Franken / 52-W-Tiefst: 193,70 Franken

Roche: Der Genussschein des Pharma- und Diagnostikkonzerns aus Basel ist die grosse Ausnahme unter den Aktienfavoriten für das dritte Quartal. Wie die Experten selber schreiben, weist Roche ein starkes operatives Momentum auf. Als ein Meilenstein wird die provisorische Zulassung von Atezolizumab zur Behandlung bestimmter Formen des Blasenkrebses in den USA bezeichnet. Zahlreiche weitere produktseitige Neuigkeiten erhoffen sich die LGT-Strategen für die zweite Jahreshälfte. Gleichzeitig verweisen sie auf die noch immer günstige Bewertung, weist der Genussschein von Roche doch nur einen leichten Aufschlag gegenüber der gesamten Vergleichsgruppe auf.

Schlusskurs Mittwoch: 254,20 Franken / 52-W-Höchst: 283,90 Franken / 52-W-Tiefst: 229,90 Franken