Weitere Schritte danach seien aus seiner Sicht dagegen offen, da die bisherigen Straffungsschritte allmählich ihre Wirkung entfalteten, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) der Nachrichtenagentur Reuters. "Mein Bauchgefühl im Moment, nach allem, was ich gesehen habe, sagt mir, dass wir die Zinsen bei unserem Juni-Treffen erneut verändern werden, und es würde mich nicht überraschen, wenn wir bei unserem Juli-Treffen erneut Änderungen vornehmen würden", merkte er an. Dies seien seine Hauptoptionen.

Zuletzt hatten sich bereits eine Reihe von Währungshütern dahingehend geäußert, dass die Zinsanhebung im Mai um einen viertel Prozentpunkt nicht die letzte gewesen sei. So hatte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel unlängst die Ansicht vertreten, es seien noch mehrere Zinsschritte nach oben nötig.

Erst am Donnerstag hatte sich der niederländische Notenbankchef Klaas Knot für weitere Zinsschritte um jeweils einen viertel Prozentpunkt im Juni und im Juli stark gemacht. Aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau wird der Zinsgipfel wahrscheinlich im Sommer erreicht werden. Es blieben noch drei Zinssitzungen für Erhöhungen oder auch Pausen, hatte er am Montag geäußert.

An den Finanzmärkten sind inzwischen Straffungsschritte um zusammen 0,65 Prozentpunkte in den kommenden Monaten fest in den Kursen eingerechnet. Zinsanhebungen um jeweils einen viertel Prozentpunkt im Juni und Juli gelten als ausgemachte Sache. Dagegen sind Investoren geteilter Meinung darüber, ob die EZB auch im September die Zinsen weiter anheben wird.

"Ich bin sehr, sehr gelassen, was die Märkte im Moment in den Kursen einrechnen, auch weil das, was sie einpreisen, nicht im Widerspruch steht dazu, wo ich mich bewege", sagte Makhlouf. Aus Sicht des irischen Notenbank-Gouverneurs ist die Wirtschaft der Euro-Zone stark genug, weitere Zinserhöhungen zu verkraften. "

Ich denke, dass wir unser Ziel durchaus ohne eine Rezession erreichen können", merkte er an. Die zugrunde liegende Dynamik scheine ziemlich stark zu sein und der Arbeitsmarkt sei robust.

Die EZB strebt zwei Prozent Inflation für die Wirtschaft im Euro-Raum an. Trotz inzwischen sieben Zinserhöhungen seit Juli 2022 ist sie davon aber noch weit entfernt. Im April lag die Teuerungsrate noch bei 7,0 Prozent, was mehr als drei mal so hoch ist wie das EZB-Ziel. Aus Sicht von Makhlouf schwächt sich der Inflationsdruck bei der Kerninflation, bei der die schwankungsreichen Preise für Lebensmittel und Energie rausgerechnet sind, inzwischen ab. Aber bei Lebensmitteln baue sich immer noch Preisdruck auf.

Hinsichtlich der jüngsten kräftigen Lohnabschlüsse im Euro-Raum äußerte sich Makhlouf nicht besorgt. "Bisher haben wir keine Lohnabschlüsse auf der Ebene des gesamten Euro-Raums gesehen, die Anlass zur Sorge geben, auch wenn es in einigen Ländern Lohnabschlüsse gegeben hat, die für diese Länder problematisch sein werden", merkte er an.

Ähnlich hatte sich auch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane geäußert. Die EZB verfolgt die Lohnentwicklung im Euro-Raum genau, da dies ein wichtiger Inflationsfaktor ist. Unternehmen im Euro-Raum rechneten zuletzt nach einer EZB-Umfrage für dieses Jahr mit einem Lohnwachstum von rund fünf Prozent. (Reuters)