Die Kursverluste der letzten Tage hatten es bereits vermuten lassen: Mit einem Gruppenumsatz von 12,26 Milliarden Dollar verfehlt Novartis die bei 12,45 Milliarden Dollar liegenden Analystenschätzungen auch im dritten Quartal. Damit knüpfen die Basler an die Umsatzenttäuschungen der beiden vorangegangenen Quartale an und sorgen so für einen Hattrick der etwas besonderen Art.

Insbesondere von den drei umsatzstarken Medikamenten Cosentyx, Gilenya und Tasigna hatte man sich in Expertenkreisen rückblickend mehr erhofft.

Dass die Börse trotz erneuter Umsatzenttäuschung entspannt reagiert, lässt sich mit erfreulichen Fortschritten bei der Margenentwicklung erklären. Diese ermöglichen es dem Pharmakonzern gar, seine diesjährigen Gewinnvorgaben leicht anzuheben.

Drittes Quartal von Licht und Schatten geprägt

Die Novartis-Aktie gibt ihre vorbörslichen Kursgewinne vollständig ab und verliert zur Stunde satte 3,6 Prozent auf 73,59 Franken.

Wie Vontobel schreibt, ist der Zahlenkranz für das zurückliegende dritte Quartal von Licht und Schatten geprägt. Für Licht sorge die Margenentwicklung, für Schatten der etwas schwächer als erwartet ausgefallene Umsatz. Die Zürcher Bank führt die überraschend soliden Margen auf geringere Ausgaben, etwa für Marketing, zurück und führt dieses Phänomen auf die Covid-19-Pandemie zurück. Vontobel stuft die Aktie weiterhin mit "Hold" und einem Kursziel von 89 Franken ein.

Bei Goldman Sachs ist von einer "strikten Kostenkontrolle" die Rede. Während die US-Investmentbank die Absatzbelebung beim Herzmedikament Entresto begrüsst, stösst sie sich am eher etwas enttäuschenden Umsatzbeitrag von Cosentyx. Goldman Sachs führt die Novartis-Aktie wie bis anhin mit einem 12-Monats-Kursziel von 109 Franken auf der "Conviction Buy List".

Die UBS gewinnt dem dritten Quartal vor allem dank den höheren Gewinnvorgaben für das gesamte Jahr positive Aspekte ab. Das Anlageurteil der grössten Schweizer Bank lautet denn auch "Buy" mit einem 12-Monats-Kursziel von immerhin 98 Franken.

Druck auf Novartis-Chef Vasant Narasimhan bleibt hoch

Ganz überraschend kommen die höheren Gewinnvorgaben allerdings nicht, galten diese doch schon im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung als eher konservativ. Diese Meinung vertritt man auch bei der US-Investmentbank J.P. Morgan. Was die tieferen Kosten anbetrifft, so sind sich Beobachter nicht sicher, ob sich diese auf Dauer auch wirklich als nachhaltig erweisen.

Angesichts der schwache Kursentwicklung (minus 17 Prozent seit Jahresbeginn) und der Abfolge von Umsatzenttäuschungen bleibe der Druck auf Firmenchef "Vas" Narasimhan hoch, so verlautet aus den Handelsräumen hiesiger Banken. Händlern zufolge muss Narasimhan im Schlussquartal unbedingt abliefern.