Paul Elliott Singer ist mit einem Anteil von 5,57 Prozent als Aktionär beim Schweizer Reisedetailhändler Dufry eingestiegen, wie am Mittwochmorgen bekannt wurde. Singer ist kein Unbekannter: Mit einem Vermögen von derzeit 2,2 Milliarden Dollar zählt er zu den 400 reichsten Amerikanern.

Reich machte ihn sein 1977 gegründeter Hedgefonds Elliott Associates - benannt nach seinem zweiten Vornamen. Er bedient sich einer Geschäftsstrategie, die - je nach Sichtweise - clever oder moralisch verwerflich ist: Die Fondsgelder werden bewusst in Staaten und Firmen angelegt, die einen Restrukturierungsbedarf aufweisen. Diese werden dann unter Druck gesetzt, damit für den Hedgefonds eine schöne Rendite herausspringt. Notfalls werden auch juristische Schritte eingesetzt. Seine teils skrupellosen Vorgehensweisen brachten Singer den Übernamen "the Vulture"(Geier) ein.

Singer trieb Argentinien in den Bankrott

Weltweite Berühmtheit erlangte er durch einen jahrelangen Rechtsstreit mit Argentinien. Als der südamerikanische Staat im Jahr 2001 die Insolvenz anmeldete, kaufte Singer zusammen mit anderen Investoren bewusst argentinische Staatsanleihen zu günstigen Konditionen auf. Argentinien war aber nicht fähig,  alle offenen Zahlungen zu begleichen. Privaten Gläubigern wurde eine Rückzahlung von einem Drittel der Schulden offeriert.

Einige gingen auf diese Offerte ein, nicht aber Singer: Er verklagte den Staat und liess argentinische Vermögenswerte auf der ganzen Welt beschlagnahmen. Für Aufsehen sorgte im Oktober 2012 etwa die Pfändung des argentinischen Marine-Segelschiffes Libertad in einem Hafen Ghanas. Dies geschah auf Betreiben von NML Capital – eine Tochterfirma von Elliott Associates. Es bedurfte einer Intervention der Vereinten Nationen, damit das Kriegsschriff und die Besatzungsmitglieder wieder zurück in ihr Heimatland durften. 

Das gleiche Vorgehen wandte Singer zuvor schon bei anderen Staaten an. Ende der 1990er Jahre kaufte er etwa zu extrem günstigen Konditionen Staatsanleihen der Republik Kongo im Wert von 30 Millionen Dollar. Er verklagte den maroden Staat und pochte auf eine vollständige Rückzahlung. Gemäss dem US-Nachrichtenmagazin Nation gelang es Singer während des Rechtsstreits, zwischenzeitlich 90 Millionen Dollar Entwicklungshilfe für Kongo zu blockieren, die eigentlich für die Bekämpfung einer Cholera-Epidemie vorgesehen waren. Am Ende bekam Singer von den Richtern Recht, 39 Millionen Dollar wurden ihm überwiesen.

Samsung verhöhnt Singer mit Cartoons

Singer zog nicht nur den Zorn zahlreicher Staaten auf sich, auch mit vielen börsenkotierten Firmen legte er sich an. Das bekam etwa Samsung zu spüren: Im Herbst 2016 forderte er die Aufspaltung des Konzerns, da die Struktur unnötig komplex sei. Er selber besitzt einen siebenprozentigen Anteil an der Firma.

In seinem Forderungskatalog war auch die Auszahlung einer Sonderdividende für Aktionäre vorgesehen. Dieser Vorschlag wurde von Samsung abgelehnt. Allerdings wurde als Entgegenkommen von Samsung selbst gehaltene Aktien abgestossen.

Bereits 2015 stellte sich Singer gegen eine Übernahme-Vereinbarung zweier Firmen innerhalb des Samsung-Konzerns - allerdings erfolglos. Eine der beteiligten Firmen stellte damals Cartoons online, in denen Singers Hedgefonds Elliott als geldgieriger Geier dargestellt wurde. Diese Bilder verschwanden jedoch schnell wieder vom Netz, da jüdische Organisationen und die südkoreanische Presse Samsung Antisemitismus vorwarfen. Singer ist jüdisch.

Erfolgreicher verlief die Intervention Singers beim weltgrössten Bergbaukonzern BHP Billiton. Sein Hedgefonds Elliott kaufte 5 Prozent der Aktien und unterstellte dem Management sogleich eine schlechte Führung. Diesen August knickte BHP Billiton ein und trennte sich vom Schieferölgeschäft in den USA - eine Forderung Singers wurde erfüllt. 

Actelion war ein Ziel des «Geiers»

Auch einer Schweizer Firma unterstellte Paul Singer eine schlechte Führung: 2011 beteiligte er sich an Actelion und kritisierte die "Hochrisikostrategie", die einen beträchtlichen Teil des Unternehmenswertes zerstöre. Sein Versuch, Actelion mit einem satten Gewinn an den Rivalen Amgen zu verhökern, scheiterte damals. Er zog wieder von dannen.

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Danach folgte noch ein weiteres Engagement in der Schweiz: Ende 2014 bessas er für kurze Zeit über 5 Prozent an der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech. Aktive Forderungen drangen jedoch nicht an die Öffentlichkeit.

Aktuell besitzt der Hedgefonds Elliott Associates gemäss der US-Aufsichtsbehörde SEC Beteiligungen bei 64 Unternehmen. Seine grössten Investments sind der niederländische Halbleiterhersteller NXP Semiconductors, der US-Metallverarbeiter Arconic und den US-Erdölförderer Hess Corporation (zur Übersicht über seine Beteiligungen).