Der Chicago Board of Options Exchange Volatility Index hat jüngst den stärksten prozentualen Anstieg in seiner Geschichte vollzogen. Das ist kein ’Flash Crash’, jedoch eine unerfreuliche Lektion, bequeme Trades nicht zu lange auszusitzen. Ruiniert wurde die Strategie, weil die Aktien zu schnell emporschnellten, just als die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen zur gleichen Zeit den absolut miserabelsten Jahresauftakt hatten.

Volatilität zu shorten ist seit Jahren ein lukratives Handelsgeschäft gewesen. Doch die Signale der Zentralbanken, dass sie bald die Biege machen werden, sind ein sicheres Anzeichen für einen bevorstehenden Wandel. Liquiditätsentzug und Short-Vola-Strategien sind keine natürlichen Bettgenossen. Die einzig praktikable Möglichkeit, das Exposure zu reduzieren, besteht darin, den S&P-500-Index selbst zu shorten - was zu einer verhängnisvollen Spirale führt, wenn alle gleichzeitig aussteigen.

Wer ein gutes Gedächtnis hat, wird sich an den scharfen Volatilitätsschub erinnern, der Long Term Capital Management (LTCM) zum Verhängnis wurde. Der Hedgefonds verfolgte so ziemlich überall wo möglich Short-Vola-Strategien. Doch dann warf die russische Anleihenkrise all seine Pläne über den Haufen - zusammen mit seinem Zugang zu Liquidität. Wer am Markt diese Lektion nicht gelernt hat, der verdient es nicht besser.

Sind nun alle damit fertig, ihre Short-Vola-Trades abzusichern? Schwer zu sagen. Die in diesem Fall am stärksten ausgesetzten Short-Volatility-ETNs sind wahrscheinlich zu Ende. Allerdings werden Risikomanager in aller Welt ihre Value-at-Risk-Modelle besonders stark unter die Lupe nehmen, in dem Versuch, herauszufinden, was ihnen entgangen ist und wie sie die Lücken füllen können.

Jetzt auf geringe Volatilität setzen?

Merkwürdigerweise gibt es ein Argument für die Annahme, dass genau jetzt der beste Zeitpunkt ist, um Volatilität zu shorten - also genau nach dem Vola-Sprung, wie die Vergangenheit zeigt. Der Haken daran ist, man muss überzeugt sein, dass es sich nicht um eine Wiederholung der Finanzkrise handelt, bei der die Volatilität länger als ein Jahr erhöht blieb, sondern um eine dringend notwendige Korrektur.

Es sieht nach einer positionsgetriebenen Marktbereinigung aus. Die Verwerfungen sind auf Personen zurückzuführen, die in Positionen feststecken, die seit Jahren aufgegangen sind und das nun eben nicht mehr tun - es ist nicht das Resultat eines Einmalereignisses. Das legt nahe, dass es die Möglichkeit einer Normalisierung gibt, sobald die Phase des Umgangs mit der Spirale vorüber ist.

Wenn sich der Staub schliesslich gelegt hat, wird man sich anschauen müssen, ob es angebracht war, die Vervielfachung eines solch breiten Spektrums an Short-Volatilitätsprodukten unkontrolliert zuzulassen. Aber noch fliegt der Staub.

(Bloomberg)