Die Aktie von Nestlé fällt am Donnerstag um 0,6 Prozent auf 94,83 Franken. Das ist der tiefste Stand seit März 2020.

Die Kursschwäche von Nestlé irritiert die Anleger schon längere Zeit. Nach einem Minus von 16 Prozent im 2022 verlor die Aktie 2023 wieder 10 Prozent. Schlimmer noch: Seit Ende Oktober 2023 steigen die Börsen an, der Swiss Market Index hat seither rund 10 Prozent gewonnen. Nestlé aber hat an der Börse seither etwa 3 Prozent verloren.

Das US-Brokerhaus Jefferies verlor schon Mitte Dezember die Nerven. Der zuständige Analyst unternahm einen bei Nestlé unüblichen Schritt und stufte den Titel auf 'Underperform' herunter. Das Kursziel wurde mit nur noch 86 Franken veranschlagt. Das wäre ein Minus von rund 35 Prozent gegenüber dem Höchststand von Anfang 2022.

Vor allem die Konjunkturentwicklung in den USA und die Normalisierung des wichtigen Bereichs Tierfutter nach der Pandemie dürften das Geschäft von Nestlé laut Jefferies in diesem Jahr erschweren.

Der Experte von Citi hat einen anderen Erklärungsansatz: Er hält einen Wachstumsrückgang in der westeuropäischen Lebensmittelproduktion sowie im Haushalts- und Körperpflegebereich für "unvermeidlich". Er sieht sowohl bei Nestle als auch beim Konkurrenten Reckitt Benckiser Abwärtskatalysatoren. 

Der Marktkonsens bei Nestlé sei noch immer zu hoch, wie in einer Citi-Notiz vom Donnerstag steht. Auch wenn die Marge im Geschäftsjahr 2024 steigen könnte, dürfte dies durch eine Volumenschwäche in der näheren Zukunft ausgeglichen werden. Citi setzt derzeit lieber auf Titel wie Danone, Beiersdorf und Unilever.

Dass Investoren derzeit Konsumgüterproduzenten mit einem anderen Produkteportfolio als Nestlé bevorzugen, zeigte sich auch vor zwei Tagen. Procter & Gamble war zwar im zweiten Geschäftsquartal beim Umsatz etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Allerdings fiel der Gewinn im Kerngeschäft überraschend hoch aus. Die Aktien zogen um gut vier Prozent an und haben seit rund einem Monat Aufwärtstendenz. 

Für langfristig orientierte Anleger sind die Nestlé-Aktien auf diesem Niveau durchaus attraktiv, auch wenn der Kurs noch weiter fallen und die Durststrecke länger anhalten könnte. Nicht vergessen darf man die Dividende. Die Rendite ist zwar kein Spitzenwert, aber gemessen an der erwarteten Ausschüttung liegt die Dividendenrendite bei rund 3 Prozent.

(cash)