Öl der Nordseesorte Brent kostet 75,43 Dollar, bei West Texas Intermediate liegt der Preis bei über 66 Dollar. In anderen Worten: Der Preis für das Schwarze Gold hat sich nach dem jähen Absturz im vergangenen Jahr seit Ende Dezember wieder deutlich erholt.

Noch einmal verteuert hat sich Öl seit dem Osterwochenende, als die USA eine noch rigorosere Haltung zu iranischen Exporten ankündigten. Ein schneller Rückgang des Preisniveaus ist im Moment nicht zu erwarten.

Das heisst: Ist der Ölpreis hoch, steigen in der Tendenz auch die Investitionen der Ölgesellschaften. Dies nützt Zulieferern. Umgekehrt wird immer wieder argumentiert, dass die Aktienkurse von Schweizer Unternehmen wie Sulzer, Burckhardt Compression oder SGS nur bedingt vom Ölpreis abhängig seien.

Wie ist es nun wirklich? Wer profitiert wann, wie und wovon genau? Eine Übersicht.

Burckhardt Compression

Burckhardt Compression ist es wie vielen Small und Mid Caps seit Anfang Jahr an der Börse gut gegangen. Seit Jahresbeginn ist der Kurs um 37 Prozent gestiegen. Nach dem Kurseinbruch 2018 ist dies sehr willkommen. Im ersten Geschäftshalbjahr, das bei diesem Winterthurer Maschinenbauunternehmen Ende September endet, standen ein tieferer Umsatz und ein Gewinneinbruch zu Buche.

Burckhardt ist spezialisiert auf Kompressoren und hat Kunden, die Öl und Gas lagern und transportieren. Auch Raffinerien und die petrochemische Industrie gehören zu den Kundengruppen. Das Geschäft ist zyklisch und volatil, 2017 und 2018 ist die Marge zusammengeschnurrt. Analysten interessiert, wie schnell das Unternehmen wieder zu höherer Profitabilität findet. Bloomberg errechnet bei Burckhardt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 50, womit der Druck zu besserer Profitabilität hoch ist. 

Der Ölpreis (rot) und der Aktienkurs von Burckhardt Compression (grün) verlaufen ähnlich - manche sehen darin aber auch eine «Pseudo-Korrelation» (Chart: cash.ch). 

Interessanterweise verläuft der Kurs der Burckhardt-Aktie oft ähnlich wie die Entwicklung des Ölpreises. Einige Beobachter sehen diesen Zusammenhang kritisch. Mit dem Ölpreis lasse sich im Nachhinein immer einiges interpretieren und erklären, sagt Mojmir Hlinka, CEO der Anlagegesellschaft Agfif.

"Bei Burckhardt Compression sehen wir im Moment aber eine Abkoppelung vom Ölpreis: Die Auftragslage und die Exportlage haben sich verbessert, ausserdem wächst die Marge wieder robust." Gute Nachrichten wie jüngst ein Grossauftrag aus China würden den Kurs der 2018 zu stark abgestraften Aktie treiben. Hlinka geht davon aus, dass die Aktie problemlos bis 400 Franken steigen kann. Aktuell kostet die Burckhardt-Aktie 314 Franken.

Sulzer

Auch bei Sulzer verläuft der Aktienkurs grosso modo ähnlich wie der Ölpreis. Sulzer führt mindestens 44 Prozent seines Umsatzes direkt auf das Öl- und Gasgeschäft zurück. Bei Sulzer schaut man genau auf die Preisentwicklung: Im Ausblick, der das Management anlässlich der Ergebnispräsentation für das vergangene Jahr im Februar abgegeben hatte, war explizit von den Gas- und Ölmärkten die Rede. Dort erwartet Sulzer mehr Bewegung.

Das Unternehmen, das sich auf Pumpen, chemische Trenn- und Mischprozesse und die Wasserindustrie spezialisiert hat, hatte an der Börse dieses Jahr ebenfalls einen guten Lauf. Wie bei zahlreichen Schweizer Small und Mid Caps in der zweiten Hälfte 2018 fiel der Kurs, doch seit dem Jahreswechsel beträgt das Plus 43 Prozent. Der Stand entspricht im Moment jenem vom Oktober 2018.

Eine Erholung des Ölpreises führt im Falle von Sulzer generell zu einer höheren Investitionsbereitschaft der Kunden. Investieren die Kunden weniger, muss Sulzer dies mit dem – durchaus erfolgreichen – Wartungsgeschäft auszugleichen versuchen. Order aus dem Gas-, Öl-, aber auch Wassergeschäft hatten aber nun dazu geführt, dass der Auftragseingang im ersten Quartal über den Schätzungen lag.

Etwas irritiert waren Analysten, dass das Management seine Prognose nach dem Erstquartals-Update nicht anhob. Die Bank Rahn+Bodmer sieht darin aber eine Chance, wie es in einem Marktkommentar heisst: "Die eher konservativ gelegten Geschäftsziele wurden dabei bestätigt, womit durchaus Chancen bestehen, dass im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres positive Überraschungen für weitere Unterstützung sorgen könnten." Bei einem relativ hohen KGV von 30 müsste Sulzer aber wirklich überraschen, damit der Kurs sich noch deutlich über den aktuellen 110 Franken bewegt.

SGS

Zu den Schweizer "Ölaktien" kann auch das SMI-Mitglied SGS gezählt werden. Der Genfer Warenprüfkonzern erzielte 2018 insgesamt 18,2 Prozent seines 6,7 Milliarden Franken schweren Umsatzes mit der Sparte Öl und Gas. Weitere 14 Prozent kamen aus der Sparte "Industrial", die unter anderem auch Öl- und Gaskunden umfasst.

Auch wenn das Ölgeschäft für nur rund einen Fünftel des Umsatzes steht, werden Rohstoffpreise, insbesondere Öl, neben der Konjunktur in China und dem Handelskrieg derzeit als wichtige Faktoren für die Entwicklung bei der früheren "Surveillance" genannt. Die SGS-Aktie hat die Delle vom Jahreswechsel 2018/19 überwunden und befindet sich bei einem Preis von 2669 Franken nahe an seinem Rekordstand vom vergangenen Juli, als die Aktie 2683 Franken wert war.

Doch: Auch wenn sich ein hoher Ölpreis weiter grundsätzlich positiv auf SGS auswirken wird, stehen bei diesem Unternehmen bezüglich der Aktienperformance andere Aspekte im Vordergrund. Analysten schauen vor allem auf die Bilanz und die Kapitalverwendung. Auch die Betriebsmarge, welche SGS bis 2020 auf 17 Prozent steigern will, ist ein Thema - aktuell stehen Ebit und Umsatz in einem Verhältnis von 15,7 zueinander.

Was schliesslich auch ein steigender Ölpreis nicht wegbringt, ist die hohe Bewertung von SGS. Mit einem Aktienkurs nahe dem Rekordhoch beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis nach Berechnungen von Bloomberg im Moment 31. Damit tänzelt die Aktie ziemlich hoch über dem Sicherheitsnetz.