Der Zugriff auf Künstliche Intelligenz (KI) während einer Jura-Prüfung hat einer US-Studie zufolge schlechteren Studenten deutlich geholfen, die besten jedoch schwächer abschneiden lassen. Die Forscher verglichen die Ergebnisse in den Abschlussprüfungen von 48 Studenten. Diese absolvierten ihre Prüfung zunächst regulär ohne KI und dann eine zweite mit der Unterstützung von GPT-4 des Microsoft-Partners OpenAI. Die Ergebnisse wurden verglichen. Bei Multiple-Choice-Fragen wurde dabei eine Verbesserung von 29 Prozentpunkten gegenüber der ersten Prüfung ohne KI festgestellt.

Dabei war die Steigerung bei den Leistungsschwachen deutlich ausgeprägt - hier wurden die Ergebnisse mit Hilfe der Maschine um 45 Prozentpunkte besser. Die der Top-Studenten sanken dagegen um etwa 20 Prozentpunkte. Der Forscher Daniel Schwarcz von der University of Minnesota sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag, der Zugriff auf die KI könne dazu geführt haben, dass die Besten bei den Prüfungen nachlässig geworden seien. Möglicherweise habe die Technologie sie auch dazu veranlasst, sich weniger auf ihren juristischen Sachverstand zu verlassen. «Sobald jemand ein Problem für Sie umrissen hat, fehlt Ihnen gewissermassen die Geisteshaltung, um es unabhängig zu bewerten.»

Die Studie von Schwarcz und seinem Jura-Kollegen Jonathan Choi von der University of Southern California war in den vergangenen Tagen veröffentlicht worden. Sie kommt zu dem Schluss, «dass KI im Rechtsberuf einen ausgleichenden Effekt haben kann und Ungleichheiten zwischen Elite- und Nicht-Elite-Anwälten verringert». In vorherigen Untersuchungen erreichte eine ältere Version der KI die Ergebnisse von mittelmässigen Jura-Studenten. Eine Studie Mitte März ergab dann jedoch, dass GPT-4 - der Nachfolger von ChatGPT - die US-Anwaltsprüfung bestehen könnte. Sie beantwortete in der Studie fast 76 Prozent der Multiple-Choice-Fragen richtig und lag damit im Schnitt sieben Prozentpunkte besser als die menschlichen Prüflinge. 

(Reuters)