Die Verschuldung der USA und europäischer Länder ist nach Einschätzung der Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter ein Risiko für die internationale Finanzstabilität und auch für die Schweiz. Während die Schweiz aus der Schuldenwirtschaft herausgefunden habe, seien andere Länder so stark verschuldet, dass sie kaum noch handlungsfähig seien, sagte sie in einem Interview dem «Blick».
«Mein französischer Finanzministerkollege sagt, er gebe mittlerweile mehr Geld für Schuldzinsen aus als für die Landesverteidigung. Oder schauen Sie nach Amerika. Das ist eine Zeitbombe», so die FDP-Politikerin.
Keller-Sutter bezeichnete den Mini-Crash an den Börsen Anfang August als Warnschuss. Der Einbruch sei Ausdruck der Angst der Investoren vor einer Rezession gewesen. «Die Verschuldung in den USA und in Europa ist ein Risiko für die internationale Finanzstabilität und ein Risiko für die Schweiz.» Die Schweiz müsse sich selbst helfen und finanzpolitisch souverän bleiben. «Die Schuldenbremse ist ein Instrument dafür.»
UBS brauche mehr Kapital
Keller-Sutter bekräftigte frühere Aussagen, wonach die UBS nach der Übernahme der Credit Suisse mehr Kapital braucht. «Es ist nur eine Massnahme von vielen. Aber sie ist wichtig. Wir müssen die Steuerzahler schützen.» Die UBS wehrt sich gegen zusätzliche Kapitalanforderungen. Auf die Frage, ob sie sich mit Konzernchef Sergio Ermotti über diese Frage unterhalte, sagte sie: «Nein, ich hatte mit ihm keinen Kontakt mehr. Das ist jetzt ein normaler politischer Prozess. In der Schweiz entscheidet die Politik und je nachdem das Volk.»
Zu Spekulationen über einen möglichen Wegzug der UBS aus der Schweiz sagte die Finanzministerin: «Der Bundesrat ist der Meinung, dass es für die Wirtschaft gut ist, wenn es eine Schweizer Grossbank gibt. Wie sich die Bank aufstellen will, muss sie aber selbst entscheiden.»
(Reuters)
9 Kommentare
Vor dem Niedergang grosser Kolonien / Herrschaften wurde immer das Geld inflationiert. Beispielsweise hatte Augustus den Goldanteil der römischen Münzen immer weiter reduziert. Schliesslich führte dies zum Zusammenbruch der Wirtschaft.
Am besten funktionierte das System zur Zeit des Goldstandards und ohne fraction reserves. Seit die Staaten dieses System missbrauchen und inflationieren geht es bergab. Siehe 100 Franken in 100 Jahren. Der Bevölkerung und in der Ökonomielehre wird uns erzählt, dass dieses System gut sei und Arbeitsplätze schaffe. Doch dem ist bei weitem nicht so. Es gibt gute Literatur zum Thema. Ich nenne sie nicht, weil mein Kommentar einmal mehr zensiert werden könnte.
@housi: spannender Input. Zu meinen, dass es hilft, sich den Frust über Fehlbarkeiten handelnder Personen durch Kommentare von der Seele zu schreiben, hilft nicht wirklich.
Hier mein Vorschlag. Wer der Meinung ist, er/sie wüsste, wie es richtig geht, in Politik oder Wirtschaft sollte aufstecken und den Job selbst machen. Erst "by doing" wird klar, warum das eine geht und anderes nicht.
UBS wie CS mussten schon einmal Staatshilfen beanspruchen, obwohl von beiden Grossbanken immer heile Welt vorgegeben wurde. Wir koennen uns einen weiteren Kollaps schlicht nicht leisten.
Keller-Suters Argumentation ist nicht fachlich-sachlicher Natur sondern jene einer Person, der das notwendige nationalökonomische Wissen fehlt, um die - oft komplexen - Zusammenhängen zwischen den verschiedenen nationalen und internationalen Handlungsträgern zu verstehen. Unwissen erzeugt Angst, Angst führt zu vorsichtig-defensiven Handeln und zu protektionistischen Handlungen. Als FDPlerin ist sie zudem Interessensvertreter jener, welche ggf. erhöhte Steuerlasten zu tragen haben.
"Keller-Sutter bezeichnete den Mini-Crash an den Börsen Anfang August als Warnschuss. Der Einbruch sei Ausdruck der Angst der Investoren vor einer Rezession gewesen."
Nein, das ist nicht korrekt. Wir wissen inzwischen relativ genau, was abgelaufen ist. Das Ganze war eine Störung, die aus durch rückabgewickelte Carry Trades ausgelöst wurde. Was nicht heisst, dass es selektiv Korrekturen gab, und nicht alle Titel wieder auf ihr Ursprungsniveau zurückgekehrt sind, insb. bei den sogenannten Big Techs. Und was auch nicht heisst, dass es nicht aus Verlierer gab, gerade bei den Carry Tradern. Aber das ist das normale Marktspiel und hat nichts mit einer Reaktion auf Konjunkturängste zu tun.
Staatsverschuldung war defacto nie ein Problem für die Handlungsfähigkeit von Staaten, die eine funktionierende Wirtschaft und ein stabiles politisches System haben. Selbst beim (Teil-)Default floss das Geld weiter. Ich erinnere nur an Italien vor dem Euro, da wurde alle 10 Jahre eine Null gestrichen, was die Investoren nicht gehindert hat, weiter zu investieren, weil das Zinsniveau hoch genug war, um in der Zwischenzeit den Abschreiber mehr als zu kompensieren.
Was allerdings nicht heisst, dass man kopflos Schulden machen soll. Jede Investition, egal wie sie finanziert wird, muss am Schluss einen positiven Return abwerden, sonst ist es keine gute Investition und nicht im Sinne der Gesellschaft. Die Rendite sollte daher im Zentrum der Betrachtung stehen, nicht die Finanzierung.
Man kann das Ganze auch schönreden.
Sie dürfen gerne argumentieren.
@ Rohrbasser. Was plutos schreibt, ist leider die Erkenntnis einer nachgelagerten Analyse. Schön wäre, wusste man um diese Mechaniken, BEVOR etwas passiert. Aber es ist ja so: Das Finanz und Wirtschafts System passt sich der Entwicklung und den Anforderungen einer ständig wachsenden Weltbevölkerung und deren Versorgung an. Nicht immer geht das gut. Eine Wenige verstehen das System (und ziehen einen Nutzen draus). Für die meisten unter uns (und ja auch bei den politisch Agierenden), ist es äusserst komplex und man ist überfordert. Die richtige Interpretation vorhandener Informationen ist eine Kunst. Hier eine These: Wer sich in Kommentaren beschwert hat möglicherweise versucht, durch Aktivitäten an der Börse einen Vorteil zu erreichen, ist aber gescheitert und nun frustriert? Jeder ist seine Glückes Schmied.
Selber machen ist das Eine, lernen das Andere. Wie wäre es, wenn man die Mittelmänner entfernt und auf ein faires Geld setzt? Zensurresistent und für jeden da. Egal welche Religion, welches Land, Geschlecht oder welche politische Meinung? Keine "Rendite" notweng. Kein Risiko eingehen müssen um der Geldentwertung entgegenzuwiken. Ein faires Geld worin man seine geleistete Arbeit über die Zeit speichern kann.
Statt ein komplexes System wie ein Markt kontrollieren zu wollen, besser den Markt sein lassen. Planwirtschaft funktioniert nicht. Ergo kann man sich diesen Teil sparen. Gib den Menschen Freiheit und schau zu was daraus wird.
Kein Gruneinkommen, keine 3a, keine Sorgen um Altersvorsorge. Kein Krieg, denn ohne Gelddrucken müssen die Bürger das Geld bereitstellen. Ich bezwrifle dass WW1 stattgefunden hätte, wenn die Länder den Goldstandard beibehalten hätten.