Die Industriestaaten-Organisation OECD sieht erhebliche Belastungen auf das deutsche Rentensystem zukommen und rät zu einer längeren Lebensarbeitszeit. Die deutsche Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter werde in den nächsten 40 Jahren schrumpfen, heisst es in der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung «Pensions at a Glance 2025». Das sei «weitaus stärker» als der OECD-Durchschnitt von 13 Prozent. «Daher wird die Finanzierung der Renten in Zukunft besonders herausfordernd sein», so die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Sie sieht nur begrenzten Spielraum, die sogenannte Ersatzquote zu senken. Diese gibt an, wie viel Prozent des letzten Erwerbseinkommens durch die Rente im Ruhestand ersetzt wird. Deutsche Pflichtrenten erbrächten eine relativ niedrige zukünftige Nettoersatzquote von 53,3 Prozent für eine Person, die 2024 im Alter von 22 Jahren in den Arbeitsmarkt eintritt und eine volle Berufslaufbahn mit Durchschnittseinkommen absolviert. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 63,2 Prozent.

Gleichzeitig sei die Steuer- und Abgabenquote in Deutschland bereits die zweithöchste in der OECD. «Daher wird die Verlängerung der Lebensarbeitszeit entscheidend sein, um die Renten in Zukunft zu finanzieren», heisst es. So könne das gesetzliche Rentenalter an die Lebenserwartung gekoppelt werden. Zugleich sollten Vorruhestandsregelungen weniger attraktiv gemacht werden.

Trotz eines starken Anstiegs der Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer seit dem Jahr 2000 gibt es der OECD zufolge immer noch relativ wenige Menschen, die Arbeit und Rentenbezug kombinieren. 2023 arbeiteten in Deutschland demnach 14 Prozent der Neurentner weiter, verglichen mit durchschnittlich 22 Prozent in den europäischen OECD-Ländern. Die Bundesregierung plant für 2026 den Start der Aktivrente. Diese sieht vor, dass Arbeitnehmer, die jenseits der Regelaltersgrenze arbeiten, einen Steuerfreibetrag in Höhe von monatlich 2000 Euro erhalten. Das soll mehr Rentner zum Weiterarbeiten ermuntern.

Die OECD verweist zudem darauf, dass die durchschnittliche Rente von Frauen im vergangenen Jahr in Deutschland um 26 Prozent niedriger lag als die von Männern. Im OECD-Schnitt falle sie mit 23 Prozent kleiner aus. 

(Reuters)