Als Oerlikon im August letzten Jahres der Weltöffentlichkeit das Halbjahresergebnis präsentierte, kostete die Aktie der Industriegruppe noch 15 Franken. Heute - knapp ein Jahr später - fällt die Aktie zum ersten Mal seit Jahren in den einstelligen Frankenbereich zurück.

Der Grund: Oerlikon legt zwar ein überraschend solides Halbjahresergebnis vor, reduziert gleichzeitig aber die diesjährigen Zielvorgaben. Neuerdings strebt das in der Oberflächenbehandlung tätige Unternehmen einen Jahresumsatz von mindestens 2,6 Milliarden Franken (zuvor 2,7 Milliarden Franken) und eine operative Marge (EBITDA) bei rund 15,5 Prozent (zuvor 16 Prozent) an.

Nach einem Rücksetzer auf 9,88 Franken füngt sich die Oerlikon-Aktie. Zur Stunde verliert sie noch 0,3 Prozent auf 10,18 Franken. Händler berichten denn auch von Gelegenheitskäufen aus dem Ausland.

Geringe Ergebnisqualität

Wie der für Baader-Helvea tätige Industrieanalyst schreibt, hat der wirtschaftliche Abschwung gegen Ende des zweiten Quartals nun auch das Oberflächenbehandlungsgeschäft von Oerlikon erreicht. Im Jahresvergleich sei der operative Gewinn (EBITDA) im Kerngeschäft um 20 Prozent eingebrochen. In Erwartung einer eher schwierigen zweiten Jahreshälfte bleibt der Analyst bei seiner vorsichtigen Haltung für die mit "Hold" eingestuften Aktie. Das 12,50 Franken lautende Kursziel dürfte er reduzieren.

Auch sein für die UBS tätiger Berufskollege räumt ein, dass Oerlikon im Oberflächenbehandlungsgeschäft eher schwach abgeschnitten hat. Dies sei jedoch von einem deutlich besser als erwarteten Ergebnisbeitrag aus dem Bereich Manmade Fiber aufgefangen worden, so schreibt er weiter. Der UBS-Analyst bezeichnet den vorliegenden Zahlenkranz als "von nur geringer Qualität" und macht mit der enttäuschenden Barmittelgenerierung einen weiteren Schwachpunkt aus. Er hält vorerst mit einem 12-Monats-Kursziel von 12,90 Franken an seiner Kaufempfehlung für die Aktie fest.

Ankeraktionär Vekselberg hat viel Geld verloren

Die Bank Vontobel hält zwar ebenfalls an der Kaufempfehlung für die Oerlikon-Aktie fest. Nichtsdestotrotz reduziert sie ihre Gewinnschätzungen um bis zu 16 Prozent. Dadurch fällt das Kursziel auf 14,70 (zuvor 16,60) Franken. Mit einer Reduktion der diesjährigen Zielvorgaben gerechnet hatte die Zürcher Kantonalbank. Allerdings gibt sie sich sowohl von deren Ausmass als auch von den vorsichtigen zukunftsgerichteten Aussagen doch ziemlich überrascht. Sie stuft die Aktie weiterhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Keine Freude über die Aktienkursverluste bei Oerlikon haben dürfte Viktor Vekselberg. Der russische Milliardär stieg 2006 gemeinsam mit den österreichischen Raidern Ronny Pecik und Georg Stumpf bei der Industriegruppe ein, als diese noch Unaxis hiess. Später kaufte er die beiden Österreicher aus und hält heute noch 41,3 Prozent der Stimmen. Händler schätzen den Einstandskurs Vekselbergs auf bis zu 40 Franken je Aktie.

Auch am Edelstahlspezialisten Schmolz + Bickenbach, am Pumpenhersteller Sulzer sowie an der Immobilienbeteiligungsgesellschaft Züblin hält der Milliardär substanzielle Beteiligungen. Bei mindestens drei dieser vier Unternehmen verlor Vekselberg in all den Jahren viel Geld.