Allen Unkenrufen zum Trotz blickt der Industriekonzern Oerlikon auf ein erfreuliches zweites Quartal zurück. Mit einem Umsatz von 616 Millionen Franken und einem operativen Gewinn (EBITDA) von 96 Millionen Franken übertrifft das Ergebnis selbst die kühnsten Analystenschätzungen.
Gut kommt in Börsenkreisen auch die leichte Erhöhung der diesjährigen Margenvorgaben an. Neuerdings geht das Unternehmen von einer operativen Gewinnmarge (EBITDA) zwischen 15,5 und 16 Prozent (zuvor 15 bis 15,5 Prozent) aus. Rückblickend hatten einige Analysten gar mit einer Reduktion der diesjährigen Margenvorgaben gerechnet.
Strikte Kostenkontrolle zahlt sich aus
Folglich setzt die zuletzt schwache Oerlikon-Aktie zu einer Gegenbewegung an. Sie gewinnt zur Stunde 11 Prozent auf 5,10 Franken.
In Analystenkreisen gibt man sich dennoch eher zurückhaltend. Kepler Cheuvreux etwa begrüsst die bessere Auftragslage im Bereich Polymer Processing Solutions. Der Broker gewinnt in diesem Geschäftszweig auch der erfreulich soliden Margenentwicklung positive Aspekte ab und führt diese auf eine strikte Kostenkontrolle zurück. Bei Kepler Cheuvreux wird die Aktie wie bis anhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 5,50 Franken eingestuft.
Die Zürcher Kantonalbank räumt ihrerseits zwar ein, dass die Umsatz- und Gewinnentwicklung die eigenen Erwartungen in der ersten Jahreshälfte übertroffen hat. Sie macht jedoch weiterhin eine anhaltende operative Abschwächung aus. Dass Oerlikon in Bezug auf die geplante Abspaltung von Polymer Processing Solutions noch nicht mit Zusatzinformationen aufwartet, überrascht den zuständigen Analysten nicht. Er bleibt deshalb bei seinem "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil für die Aktie.
Kommt die Abspaltung von Polymer Processing früher als gedacht?
Bei der Bank Vontobel heisst es hingegen, dass die Stabilisierung der Auftragslage bei Polymer Processing Solutions im Hinblick auf die Abspaltung erfreulich sei. Rückblickend falle der zyklusbedingte Abschwung in diesem Geschäftszweig weniger prononciert als erwartet aus. Die Zürcher Bank sieht die geplante Abspaltung auf Kurs und stuft die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 5,10 Franken ein.
Auf Basis des vorliegenden Resultats und der etwas höheren Margenvorgaben für das Gesamtjahr rechnet die UBS mit einer Erhöhung der durchschnittlichen diesjährigen Gewinnerwartungen im tiefen zweistelligen Prozentbereich. Die bankeigenen Annahmen liegen schon heute über den durchschnittlichen Schätzungen anderer Banken. Noch spiegelt sich das jedoch nicht im 4,50 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel wider. Die Aktie wird von der Grossbank mit "Neutral" eingestuft.
In Börsenkreisen wird nicht ausgeschlossen, dass die Verselbständigung von Polymer Processing Solutions früher als gedacht erfolgen könnte, sollte sich die Auftragslage in diesem Geschäftsbereich weiter aufhellen. Man sieht darin denn auch einen möglichen Kurstreiber für die Oerlikon-Aktie.
1 Kommentar
Rechnen ist schwierig. Aber lieber zu hoch als zu tief und dann wieder Geldbeschaffungsinitiativen.