Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen von elf Banken rechnen mit einem Rückgang auf 3,5 Prozent, nach 3,8 Prozent im Oktober. Das wäre der fünfte Rückgang in Folge und zugleich kleinste Anstieg seit Juni 2021 mit damals 2,4 Prozent. Ob es so kommt, wird sich am Mittwoch zeigen, wenn das Statistische Bundesamt eine erste Schätzung veröffentlichen will.
«Der Rückgang der Gesamtinflation wird von den Energiepreisen begünstigt», sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Diese dürften um gut ein Prozent um Vergleich zum Vormonat gefallen sein, nachdem zuletzt die Ölpreise trotz des Nahostkonfliktes weiter gesunken sind. In der Folge kostete Benzin zuletzt so wenig wie seit Ende März nicht mehr, wie der Autoklub ADAC herausfand. Preistreiber Nummer eins bleiben dagegen die Lebensmittel.
Die Freude über den Rückgang dürfte aber nicht lange währen: Schon für Dezember sagen viele Ökonomen einen deutlichen Sprung nach oben voraus. Die Teuerungsrate dürfte im letzten Monat des Jahres auf etwa 4,2 Prozent steigen, erwartet Ökonom Stefan Schneider von der Deutschen Bank. Grund dafür ist ein sogenannter Basiseffekt: Im Dezember 2022 hatte die Bundesregierung die Verbraucher bei den Kosten von Erdgas und Wärme entlastet, indem der Staat die Abschlagszahlung übernahm. Dies sorgt nun im anstehenden Jahresvergleich für umso stärker steigende Kosten.
Auch für 2024 geben Analysten noch keine Entwarnung. «Es wird vermutlich nicht gelingen, die Inflation nachhaltig unter drei Prozent zu bringen», sagte de la Rubia. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt in der Währungsunion eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Die ab Januar wieder von sieben auf 19 Prozent steigende Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie dürfte die Inflationsrate um etwa 0,2 Prozentpunkte steigen lassen, sagte Deutsche-Bank-Volkswirt Schneider. Auch soll die Energiepreisbremse schon am Jahresende ausflaufen und nicht erst im März 2024, was die Teuerungsrate um weitere 0,1 Prozentpunkte erhöhen könnte. Hinzu kommt, dass vor allem die Dienstleister versuchen dürften, gestiegene Lohnkosten auf die Kunden abzuwälzen. Die Deutsche Bank rechnet damit, dass die Verbraucherpreise im kommenden Jahr um durchschnittlich 2,8 Prozent steigen werden, nach 6,0 Prozent im zu Ende gehenden Jahr.
(Reuters)