In der US-Wirtschaft sind im September weitaus mehr Stellen geschaffen worden als erwartet. Es kamen 336'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag vorgelegten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich einen Zuwachs von 170'000 erwartet. Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:
«Buh, diese Zahl hat es in sich. Mit solch einem starken Anstieg war nicht zu rechnen. Damit ist der US-Arbeitsmarkt nach wie vor in bester Verfassung. Besonders viele Jobs wurden im Hotel- und Freizeitsektor geschaffen. Dort wurden im September 96.000 neue Arbeitskräfte eingestellt, was auch deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate liegt. Auch der Vormonat wurde kräftig nach oben revidiert. Statt der ursprünglich berichteten 187'000 neue Stellen im August, stehen nun 227.000 Jobs zu Buche. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legen indes mit 4.2 Prozent zu und damit etwas weniger stark als noch im Monat zuvor (August: 4,3 Prozent). Die Fed dürfte mit gewisser Unzufriedenheit auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt blicken. Das hört sich zunächst merkwürdig an, haben die US-Währungshüter grundsätzlich auch Interesse an einer gutlaufenden Wirtschaft. Der kräftigen Arbeitsplatzaufbau macht Überhitzungsgefahren der US-Wirtschaft deutlich. Die Fed hat zuletzt keine weitere Zinsanhebung vorgenommen, auch mit dem Verweis auf einen sich abkühlenden US-Arbeitsmarkt. Der robuste Arbeitsmarkt bringt die Zentralbanker in Washington jetzt in die Bredouille. Eine Zinsanhebung im November bekommt damit eine höhere Wahrscheinlichkeit.»
Ralf Umlauf, Helaba:
«Der Arbeitsmarktbericht hat erneut positiv überrascht und die Situation ist weiterhin als robust zu bezeichnen. Die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes hat schon Fed-Vertreter verwundert und birgt mittelfristig Inflationsrisiken, zumal auch die Lohnsteigerungen ansehnlich geblieben sind, auch wenn die Arbeitslosenquote bei 3,8 Prozent verharrt. Die Zinserhöhungserwartungen der Marktteilnehmer werden forciert.»
Thomas Altmann, QC Partners:
«Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich unerwartet robust. Und genau das schockt die Börsen. So viele neue Stellen in einem Monat wurden seit Januar nicht mehr geschaffen. Dass die Werte für die beiden Vormonate nach oben korrigiert wurden, macht den heutigen Bericht noch beeindruckender. Dass sich das Lohnwachstum weiter abschwächt, ist heute nur ein kleiner Trost. Dass die Löhne so langsam steigen wie zuletzt Mitte 2021 gibt zumindest Hoffnung, dass die Fed die gefürchtete Preis-Lohn-Spirale verhindern kann. Allerdings ist die Fed bei ihrem eigentlichen Kernziel, den heissen Arbeitsmarkt abzukühlen, nicht wirklich vorangekommen. Optimisten mögen jetzt argumentieren, dass die Zinserhöhungen erst zeitverzögert wirken. Pessimisten preisen jetzt mindestens eine weitere Zinserhöhung ein.»
Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank:
«Der US-Arbeitsmarkt ist weiterhin in recht robuster Verfassung. In manchen Wirtschaftssektoren werden unverändert Arbeitskräfte händeringend gesucht, in anderen Bereichen sind dagegen die konjunkturellen Bremsspuren sichtbarer. Aus Sicht der US-Notenbank Fed hat sich die Beschäftigungsdynamik noch nicht ausreichend abgeschwächt, weshalb eine Leitzinserhöhung weiterhin in der Luft liegt.»
(cash/Reuters)

1 Kommentar
Ein paar Bären hats erwischt.