Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 6,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Im April hatte die Inflationsrate noch 7,2 Prozent betragen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 6,5 Prozent gerechnet.

Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK: "Die erneute, diesmal deutliche, Abschwächung der Verbraucherpreisinflation in Deutschland ist ein weiterer Schritt hin zu einer Normalisierung der Inflationsrate in der Nähe des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank. Besonders erfreulich ist, dass sich auch die Lebensmittelpreisinflation abgeschwächt hat und die Verbraucherpreise im Monatsvergleich insgesamt sogar rückläufig waren."

Friedrich Heinemann, ZEW-Ökonom: "Deutschland und die Euro-Zone leiden weiterhin unter einer Inflation, die immer noch mehr als vier Prozentpunkte über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent liegt. Wer jetzt wegen des Rückgangs der Inflation schon die Rückkehr zur Preisstabilität erwartet, könnte sich zu früh freuen. Zwar fallen aktuell die Preise bei den Lebensmitteln leicht und das Deutschland-Ticket verringert die Kosten für den Nahverkehr. Gleichzeitig kommt aber die stärker lohnkostengetriebene Inflation bei vielen Dienstleistungen jetzt erst richtig in Gang. In den Sommermonaten werden Verbraucherinnen und Verbraucher dies bei den Preisen für Tourismus-Dienstleistungen stark spüren. Auch wenn der kriegsbedingte Inflationsgipfel hinter uns liegt, so gibt es noch keine Anzeichen für eine Rückkehr zur Preisstabilität. Das sind schlechte Nachrichten für die Konjunktur: Der inflationäre Kaufkraftverlust setzt sich fort."

(Reuters)