Die Inflation in der Euro-Zone ist im September über die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent gestiegen. Die Teuerungsrate kletterte auf 2,2 Prozent, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten damit gerechnet, nachdem die Teuerungsrate in den drei Vormonaten bei exakt 2,0 Prozent gelegen hatte. Die EZB peilt diese Stabilitätsmarke an, weil sie das Niveau als optimal für die Konjunktur in der Währungsgemeinschaft erachtet.
Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:
Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe:
«Die Inflationsrate steigt, ohne dass dies als Makel anzusehen ist. Ursache sind energiepreisbedingte Basiseffekte, die im nächsten Monat bereits wieder drehen werden. Sorgen vor einem wieder anziehenden Inflationsdruck stehen daher auf wackeligen Füssen. Die Kerninflation bleibt zwar noch etwas erhöht, am preisstabilen Umfeld ändert sie aber nichts. Es sieht weiter nach einer längeren Phase mit einer Gesamtinflationsrate um 2,0 Prozent aus. Die EZB kann die neutrale Ausrichtung ihrer Zinspolitik daher beibehalten. Für eine Zinssenkung bedarf es wohl vor allem einer deutlich schwächeren Konjunktur.»
Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:
«Energiepreise dämpfen die Teuerung immer weniger. Frische Lebensmittel steigen weiter kräftig um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Als besonders hartnäckig erweist sich weiter die Inflation im Dienstleistungssektor. Dort steigen die Preise gegenüber dem September 2024 um 3,2 Prozent und damit etwas stärker als noch im Vormonat. Die Kerninflationsrate - also die Preisentwicklung ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise - bleibt bei 2,3 Prozent - trotz der höheren Teuerung im Bereich von Dienstleistungen.
In allen grossen Ländern des Währungsraumes - Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien - legen die Inflationsraten zu, was für die EZB ein Warnzeichen ist. Die EZB tat gut daran, ihre Zinsen nicht weiter zu senken. Die Inflationsrisiken sind noch nicht vollständig gebannt. Einerseits verteuern sich Frischwaren deutlich und gleichzeitig erweist sich der Preisauftrieb von Dienstleistungen als besonders hartnäckig. Deshalb kann mit zunehmender Gewissheit davon ausgegangen werden, dass die Leitzinsen ihr vorläufiges Tief erreicht haben. Dies heisst aber auch, dass die schleppende wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone keine weitere Unterstützung der EZB bekommt.»
(Reuters)