Im Juni betrug die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft 2,0 Prozent, nach 1,9 Prozent im Mai, wie das EU-Statistikamt Eurostat zu vorläufigen Berechnungen am Dienstag mitteilte. Volkswirte hatten dies erwartet, allerdings war die Teuerung in Deutschland - der grössten Volkswirtschaft der Euro-Zone - überraschend leicht gefallen. Die EZB peilt mittelfristig eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an, die sie als optimal für die Konjunktur im Euroraum erachtet.

Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:

Daniel Hartmann, Chefökonom Bantleon:

«Was bedeutet das für die EZB? Es ist fraglich, ob der jüngste Rückgang der Kerninflation ausreicht, um eine weitere Zinssenkung zu rechtfertigen. Schliesslich gibt es derzeit keine klaren Anzeichen dafür, dass die Inflation deutlich unter die Zielmarke fällt. Das bedeutet, dass von dieser Seite kein wirklicher Druck besteht, den Leitzins unter den neutralen Wert zu drücken.»

Cyrus De La Rubia, Chefökonom Hamburg Commercial Bank

«Punktlandung, die EZB hat ihr Inflationsziel erreicht, könnte man meinen. Ganz so einfach wird es dann wohl nicht. Für dieses Jahr stehen die Chancen gut, dass angesichts des starken Euro, der inflationsdämpfenden Importzölle der USA und der fragilen wirtschaftlichen Lage die Zwei-Prozentmarke zeitweise sogar unterschritten wird. Aktuell helfen auch niedrige Energiepreise. Schon 2026 könnten aber preistreibende Faktoren wieder schlagend werden. Die erratische Zollpolitik von Donald Trump sorgt schon jetzt für Staus in vielen Häfen und höhere Transportkosten, langfristig wird das Management von Lieferketten durch den Deglobalisierungstrend erschwert und die Produktion verteuert. Klimaschutzmassnahmen und der Arbeitskräftemangel sind weitere Faktoren, die für eine höhere Inflation sorgen dürften.

Für den Moment könnte aber gerade die Aufwertung des Euro die EZB veranlassen, die Zinsen noch weiter zu senken. Denn die starke Währung sorgt nicht nur für niedrigere Importpreise, sondern behindert auch die Exporteure, die ausserhalb der Euroländer ihre Waren und Dienstleistungen verkaufen, und beeinträchtigt damit die Konjunktur. Der starke Euro kommt sozusagen noch mal on top zu den US-Zöllen, mit denen Exporteure ohnehin zu kämpfen haben. Dem könnte die EZB mit weiteren Zinssenkungen entgegenwirken.»

(Reuters)