Die Konsumentenpreise legten im Juni um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Ökonomen hatten 2,6 Prozent erwartet, nach 2,4 Prozent im Mai. Die Verbraucherpreise zogen von Mai auf Juni um 0,3 Prozent an. Experten hatten exakt damit gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

Ulrich Wortberg, Ökonom Hessische Landesbank:

«Der Preisauftrieb nimmt zu. Sowohl beim Gesamtindex als auch in der Abgrenzung ohne Energie und Nahrungsmittel (Kernindex) hat sich der Preisanstieg beschleunigt. Die Zahlen liegen per saldo leicht unterhalb der Erwartungen. Preistreibende Effekte höherer Zölle scheinen allmählich aber auf die Verbraucherebene durchzuschlagen. Die Jahresraten sind gestiegen und so dürften die marktseitigen Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed tendenziell gedämpft bleiben.»

Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank:

«Von den US-Zollerhöhungen ist bei den Preisdaten bislang kaum etwas angekommen. Trotz höherer Zollabgaben und steigender Kosten bleiben Export- und Importunternehmen in ihrer Überwälzungspolitik zögerlich. Sie verzichten lieber auf Gewinne, um konkurrenzfähig zu bleiben und Marktanteile zu erhalten. Die Devise lautet, abwarten und beobachten. Was macht die Konkurrenz, wo pendelt sich das Zollniveau endgültig ein? Kunden sollen vorerst nicht mit immer neuen Preisanpassungen verprellt werden. Letztendlich dürften Preisüberwälzungen aber nicht ganz ausbleiben. Im Offenmarktausschuss der Fed scheint der Rückhalt für die bislang abwartende Position zu bröckeln. Ab September dürfte es mit den Leitzinsen langsam abwärtsgehen.»

Tobias Basse, Analyst Nord/LB:

«Trotz der neuen Handelspolitik Washingtons bleibt der Preisaufrieb in den USA überraschend unproblematisch. Im Juni legten die Konsumentenpreise nur um 0,3 Prozent Monat zu Monat zu. Damit notiert die Jahresrate dieser Zeitreihe bei einem Zuwachs von lediglich 2,7 Prozent. Die Kernrate zog um 0,2 Prozent Monat zu Monat an. Obwohl inzwischen Zolleinnahmen zu verbuchen sind, bleiben die Auswirkungen der handelspolitischen Massnahmen Donald Trumps auf die Inflationsrate damit deutlich hinter den Erwartungen vieler Marktteilnehmern zurück. In diesem Kontext dürfte interessant sein, dass am aktuellen Rand vor allem auch die Automobilpreise für eine Entspannung gesorgt haben. Bisher waren die Sorgen der privaten Haushalte vor einer unerfreulichen Inflationsentwicklung wohl ein wichtiger Grund für die Auffassung der US-Notenbank, beim Thema Leitzinssenkungen auf die Bremse drücken zu müssen. Auch an dieser Stelle zeigen sich aktuell aber sehr klare Entspannungstendenzen.  Vor allem beim Blick auf die Erhebung der New York Fed kann inzwischen zweifellos von einer Normalisierung gesprochen werden. Die Daten der University of Michigan deuten zwar auch auf eine Besserung hin, mit einem Wert von 5,0 Prozent notieren die Inflationserwartungen für den Zeithorizont 1 Jahr bei dieser Befragung allerdings noch auf einem ziemlich hohen Niveau. Am Freitag werden in Ann Arbor neue vorläufige Daten für den Berichtsmonat Juli gemeldet; diese müssen sicherlich im Auge behalten werden.  Ganz grundsätzlich sollten vor allem die Entspannungstendenzen bei den Inflationserwartungen der Konsumenten der US-Notenbank Leitzinssenkungen im Laufe des Jahres 2025 ermöglichen, obwohl die tatsächlich realisierten CPI-Jahresraten wohl zunächst noch etwas anziehen dürften. Die Sorgen bezüglich einer Versteigung der Angst der privaten Haushalte vor einem starken Preisauftrieb müssten bei der Fed nämlich langsam in den Hintergrund treten.»

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank: 

«Deutliche Zolleffekte sind nicht erkennbar. So betrug die Teuerung gegenüber dem Vormonat 0,3 Prozent, was einem Durchschnittswert entspricht und nicht etwa als Zeichen eines hohen Inflationsdrucks gewertet werden kann. Die Kerninflationsrate legt sogar lediglich um 0,2 Prozent im Monatsvergleich zu. Die Fed wird vorerst zuwarten und die weitere Preisentwicklung eng verfolgen. Zu raschen Zinssenkungen wird es nicht kommen. Auf der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed bleibt deshalb die geldpolitische Ausrichtung unverändert.»

(Reuters)