US-Präsident Donald Trump sagte am Sonntag nach kurzen Verhandlungen mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die Europäische Union werde pauschale Zölle von 15 Prozent auf die meisten Exporte in die USA zahlen müssen. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

Thoams Gitzel, Chefökonom VP Bank:

«Gemessen an der Drohung von Donald Trump, ab 1. August Zölle in Höhe von 30 Prozent erheben zu wollen, ist der nun vereinbarte Zollsatz von 15 Prozent ein gutes Ergebnis. Vor allem, auch weil für die Automobilindustrie keine zusätzlichen Extra-Zölle vorgesehen sind. Allerdings wird ein Zollsatz von 15 Prozent nicht spurlos an der europäischen Exportwirtschaft vorbeigehen. Dies gilt insbesondere für Deutschland, die USA sind hierbei wichtigster Einzelexportmarkt.

Das deutsche BIP könnte sich jährlich um knapp 0,2 Prozent reduzieren, für die EU könnte sich die jährliche Schmälerung auf 0,1 Prozent belaufen. Die Wachstumsbelastungen fallen in eine Zeit, in der ohnehin die europäischen Schlüsselindustrien unter enormen Druck stehen.

Doch um auf das Positive zurückzukehren: Wichtig ist zunächst, dass jetzt Klarheit herrscht. Die Unsicherheiten werden reduziert, zumal die USA aktuell auch mit weiteren Handelspartnern Abkommen abschliessen. Die Unternehmen können nun kalkulieren und auch ihre Lieferketten neu sortieren.»

Carsten Brzeski, Chefökonom ING:

«Eine Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und der EU wäre ein ernstes Risiko für die Weltwirtschaft gewesen. Dieses Risiko scheint abgewendet worden zu sein. Für die EU ist die Vereinbarung wahrscheinlich nahezu das Optimum, das erreichbar war. In den vergangenen Tagen hatte die EU selbst einen Satz von 15 Prozent vorgeschlagen.

Die Vereinbarung entspricht auf den ersten Blick unserem Basisszenario eines effektiven Zollsatzes auf europäische Waren von annähernd 20 Prozent. Wir wissen jedoch auch, dass ein Handelsabkommen erst dann in trockenen Tüchern ist, wenn alle unterschrieben haben. Im europäischen Kontext bedeutet dies immer noch das Europäische Parlament und alle nationalen Parlamente. Schlimmere Szenarien scheinen vorerst vermieden worden zu sein, und das sind hervorragende Nachrichten.»

(Reuters)